Sendung 572 vom 03.02.2022
Willkomme liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
In der heutigen Sendung möchten wir Auszuge aus einem Artikel des Schweizer Onlinemagazins Infosperber zitieren, der sich mit dem aktuellen NATO-Kriegsgetrommel beschäftigt:
Der Lärm um die Ukraine wird immer schriller. Und dennoch: Den Krieg wird es so, wie er gerade von vielen Seiten mit immer neuen Spekulationen beschworen wird, nicht geben. Weder droht Rußland mit Krieg noch ist Rußland an einem Einmarsch in die Ukraine interessiert. Eine annektierte Ukraine würde Rußland ökonomisch und politisch in kritischem Maße belasten. Rußland will nur verhindern, daß die Ukraine voll und ganz zum NATO-Land wird.
Auch Joe Biden tönt nur, um sich dann gleich wieder zu relativieren. Selbst Annalena Baerbock, die sich so gern militant gibt, baut sich zwar drohend gegen Rußland auf, hat aber doch keinen wirklichen Angriffswillen hinter sich. Es geht erkennbar nicht um offenen Krieg mit Rußland, sondern um dessen Einschnürung, wenn möglich Totrüstung – wobei die gesamte westliche Propagandatruppe zugleich deutlich erkennen läßt, daß nicht einer von ihnen bereit ist, für die Ukraine ins Feuer zu gehen und seinen kriegshetzerischen Worten militärische Taten folgen zu lassen.
Es wiederholt sich auch nicht einfach der «Kalte Krieg» zwischen zwei Blöcken. Was wir gegenwärtig erleben, sind vielmehr die hysterischen Versuche des «Westens», seine bisherige globale Dominanz unterhalb der Schwelle eines offenen Krieges und schon gar eines Atomkrieges gegenüber der Verschiebung der unübersehbar heranwachsenden Neugliederung der globalen Kräftekonstellationen aufrecht zu erhalten.
Viel Geschrei – um nichts
Was wir gegenwärtig erleben, ist genau betrachtet ein Geschrei, das um so lauter ist, je weniger die westlichen Akteure in der Lage sind, das Angedrohte auch tatsächlich umzusetzen. Nehmen wir als Beispiel nur das Gezänk um Nord Stream 2: Will Annalena Baerbock der deutschen Bevölkerung angesichts der deutschen Abhängigkeit von Gasimporten aus Rußland wirklich zumuten, den «Preis» dafür zu zahlen, daß Rußland kein Gas mehr liefert? Das würde sie politisch vermutlich nicht überleben. Oder nehmen wir die Forderung, Rußland aus dem internationalen Zahlungsverkehr SWIFT auszuschließen: Wie will der «Westen» den daraus resultierenden Verlust seiner finanziellen Dominanz ohne Eskalation der jetzt schon grassierenden Finanzkrise überstehen? Welche «Preise» möchte Frau Baerbock der deutschen und der mit ihr verbundenen europäischen Bevölkerung darüber hinaus noch zumuten, ohne daß es zu Tumulten in der an Wohlstand, zumindest an erschwingliche Grundversorgung gewöhnten Bevölkerung kommt?
Man wird es erleben, daß die lautesten Schreihälse sich mit einem Winseln zum «Dialog» setzen werden, weil es den einfachen Ausweg aus der heutigen Transformationskrise, den großen Eroberungskrieg, der den Gegner vernichten könnte, nicht mehr gibt, ohne die eigene Vernichtung damit einzuleiten. Was es gibt, ist eine Zunahme lokaler Brände und des Auftauens eingefrorener Konflikte in den diversen Grenzbereichen und sich überschneidenden Einflußzonen der Blöcke. Damit kann man sich gegenseitig in Schach halten. Darin ist der Westen Rußland gegenüber im Vorteil, weil Rußland aus der Erbmasse der Sowjetunion von solchen Konfliktzonen umgeben ist. Ukraine ist einer dieser Konflikte, der vom Westen hochgespielt wird, für dessen Löschung aber keine der beteiligten Mächte eine militärische Beistandsgarantie abzugeben bereit ist.
Klar gesagt: Es geht nicht um die Ukraine, schon gar nicht um die Verbesserung der Lebensbedingungen der ukrainischen Bevölkerung. Eher sieht es so aus, als ob der seit dem Maidan-Umsturz schwelende lokale Konflikt als Stellvertreterkrieg weiter befeuert, bestenfalls durch neue «Minsker»-Verhandlungen eingefroren wird. Sehr wohl aber geht es um den Versuch, Rußland, wie seinerzeit die Sowjetunion, in einen Rüstungswettlauf zu zwingen, um es auf diese Weise ökonomisch niederzuringen.
Schon Orwell hat von drei Großmächten geschrieben …
Dies alles läßt Erinnerungen hochkommen, die man schon lange überwunden geglaubt hat: George Orwell beschrieb in seinem im Jahr 1948 geschriebenen Buch «1984» – also nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Einsatz der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki – eine Zukunft, die von drei großen Machtblöcken – Eurasien, Ozeanien (zu dem er vor allem Amerika zählt) und Ostasien – gebildet werde. An ihren Grenzen, wo sich die Einflußzonen überlappen, lassen sie beständig Kriege führen, die aber nichts Wesentliches an der Grundkonstellation zwischen ihnen ändern. Die Kriege werden von Spezialtruppen geführt, während die Bevölkerungen innerhalb der großen Machtblöcke unter der Parole «Krieg ist Frieden» durch volle technische Kontrolle, einschließlich mentaler und gesundheitlicher Überwachung in einem dauerhaften Ausnahmezustand ruhig gehalten wird. Wer diese Art des Friedens in Frage stellt, wird ausgegliedert oder ganz vernichtet.
Einige Sätze aus Orwells Vision, genauer aus dem Kapitel III «Krieg ist Frieden», mögen diese Art des Friedens verdeutlichen, die uns heute nachdenklich machen kann:
„Der wesentliche Akt des Krieges ist die Zerstörung, nicht unbedingt von Menschenleben, sondern von den Produkten menschlicher Arbeit. (…) Der Krieg leistet nicht nur, wie man sehen wird, die notwendige Zerstörung, sondern erreicht dies in einer psychologisch akzeptablen Weise. (…) Es spielt keine Rolle, ob der Krieg tatsächlich stattfindet, und da kein entscheidender Sieg möglich ist, spielt es auch keine Rolle, ob der Krieg gut oder schlecht verläuft. Es ist lediglich erforderlich, daß ein Kriegszustand existiert. (…) Der Krieg wird heute von jeder herrschenden Gruppe gegen ihre eigenen Untertanen geführt, und das Ziel des Krieges besteht nicht darin, Gebietseroberungen zu erzielen oder zu verhindern, sondern die Gesellschaftsstruktur intakt zuhalten. (…) ein wirklich dauerhafter Frieden wäre das Gleiche wie ein permanenter Krieg. Dies ist (…) die innere Bedeutung der Parteiparole: KRIEG IST FRIEDEN.“
Selbstverständlich ist dieses Bild nicht eins-zu-eins auf heute zu übertragen. Noch bestehen kulturelle Unterschiede zwischen heute Euramerika, Rußland und China. Mit dem weltweiten Einzug des digitalen Kapitalismus schrumpfen sie erst tendenziell auf folkloristische Besonderheiten. Noch sind die Ressourcen, die für die industrielle Entwicklung gebraucht werden, nicht gleichmäßig verteilt. Um die Gasversorgung wird noch gestritten. Die Entwicklung neuer Energiequellen, einschließlich des weiteren Ausbaus von Atomkraftwerken zeichnet sich jedoch ab. Noch ist die technische Kontrolle der Bevölkerung nicht perfekt und nicht global vereinheitlicht. Noch ist die Einordnung in ein Regime der Volksgesundheit nicht zu einem täglichen Ritual vor dem «Auge» des «Großen Bruders» geworden, wie es von Orwell geschildert wird.
Aber Grundelemente einer Entwicklung, wie Orwell sie beschreibt, tauchen aus dem Nebel der aktuellen Kriegspropaganda auf, zumindest wie sie von westlicher Seite betrieben wird, nämlich Versuche, die Bevölkerung in die Akzeptanz einer beständigen Ausnahmesituation zu treiben, in der Krieg als Garant des Friedens erscheint.
Was haben wir dem entgegenzusetzen? Das ist die Frage. Die Antwort ist – Darf man das sagen? – im Grunde ganz einfach: Genau das zu tun, was von den kriegstreiberischen Kräften nicht gewollt wird: Selber denken, selber Wege der Kooperation suchen, selber Brücken bauen, im Kleinen wie im Großen. Gibt es einen anderen Weg? Wohl kaum.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder!