Sendung 532 vom 30.12.2020
Willkommen liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Mittler Weile ist es einen Monat her, daß mal wieder ein iranischer Wissenschaftler bei einem Anschlag getötet wurde. Berichte über den Tod des hochrangigen iranischen Nuklearwissenschaftlers Mohsen Fakhrizadeh signalisieren eine weitere gefährliche Wendung in Washingtons systematischen Versuchen, die derzeitige iranische Regierung zu untergraben und zu stürzen. Denn der „New York Times“ zufolge sind die Urheber dieser Aktion in den USA sowie im Mossad zu suchen.
Nur ein Einzelfall? Mitnichten: Der Iran erhielt 1967 aus den USA seinen ersten Forschungsreaktor. Erst im Jahre 2002 wird die Weltgemeinde wieder auf die iranische Atomenergie aufmerksam – aus dem exiliranischen Milieu werden der Presse Aufnahmen aus Arak, Natanz und Buschehr zugespielt – Präsident Khatami beschwört beschwichtigend die zivilen Absichten des iranischen Atomprogrammes. Mit dem zweiten „Wahlsieg“ des ultrakonservativen Hardliners Ahmadinedschad wird der iranischen Diplomatie ein Ende gesetzt. Medial wird ein Schreckensszenario aufgeblasen, 2010 beginnt die Mordserie.
Massud Ali-Mohammadi, Physikprofessor an der Teheraner Universität, stirbt. Eine Bombe reißt ihn in den Tod. Elf Monate danach: Zwei Bomben zünden zeitgleich – eine davon schickt Atomphysiker Majid Shariari ins Nirwana, seine Frau überlebt schwerverletzt. Fereidun Dawani, Atomprogrammleiter, überlebt knapp. Mitte 2011: Vor den Augen seiner Frau sowie seiner Tochter wird dem Neutronenexperten Darioush Rezaeinejad von einem Motorradgespann aus fünf mal in den Kopf geschossen – er kam gerade vom Kindergarten. Sieben Monate danach muss Mostafa Ahmadi Roshan nach einer Explosion auf dem Weg zur Arbeit in Süd-Teheran sterben. Wie die iranische Presse meldet, wurde auch im Januar 2015 versucht, einen bedeutenden Wissenschaftler zur Strecke zu bringen. Die Mission scheitert, im Juni folgte der Abschluss des Atomabkommens.
Und 2020? General Qassem Soleimani wird durch eine Drohne in der Nähe des Bagdader Flughafens getötet – der Kommandant der Auslandsabteilung der iranischen Revolutionsgarden, befand sich auf dem Weg, eine Vermittlungsbotschaft gen Riad zu übergeben. Die iranische Tudeh-Partei verurteilt die aktuellen Geschehnisse scharf und schätzt ein, dass es seit 2007 insgesamt sieben Morde oder Mordversuche an iranischen Wissenschaftlern gegeben hat, in einer Stellungnahme klagt sie die grassierende Korruption als Einfallstor für fremde Geheimdienste an.
Die israelisch-sunnitische Achse nimmt in den letzten Tagen der Trump-Legislatur den Iran ins Fadenkreuz, sie spielt mit der Gefahr eines Flächenbrandes. Auch wenn das realistische Lager der Reformer um Präsident Rohani nicht in die Fakhrizadeh-Falle getappt ist – die schiitischen Konservativen sprachen in ihrer Zeitung „Keyhan“ Klartext: Neben einem Bild iranisch-russischer Waffen prangte auf der Titelseite die Kampfansage: „Raketen auf Tel Aviv“. Der Druck steigt. Es ist der Besonnenheit der iranischen Diplomatie zu verdanken, dass die Welt keinen erneuten Krieg am Golf erleben muss.
Und das alles nur wegen eines angeblichen militärischen iranischen Atomprogrammes, für das es keinerlei Beweise gibt, im Gegenteil gibt es von allen iranischen Seiten laufend Dementis.
Was es allerdings real gibt ist die massive Aufrüstung mit Atomwaffen des Westens. Und das INCLUSIVE Deutschlands, denn die hier lagernden Atombomben werden nicht abgeschafft sondern modernisiert.
In diesem Zusammenhang ist eine DPA-Meldung sehr interessant:
„Die NATO-Staaten haben in einer gemeinsamen Erklärung ihre Ablehnung des UN-Vertrags über das Verbot von Atomwaffen bekräftigt. Der Vertrag spiegele das in zunehmendem Maße herausfordernde internationale Sicherheitsumfeld nicht wider und stehe im Widerspruch zu bestehenden Regelungen zur Abrüstung und Nichtverbreitung von Kernwaffen, heißt es in dem veröffentlichten Text. Die NATO bleibe »ein Atombündnis«, solange es Staaten gebe, die Atomwaffen haben. Der von der Kriegsallianz kritisierte UN-Vertrag tritt am 22. Januar 2021 in Kraft, nachdem ihn mit Honduras jüngst das 50. Land ratifiziert hatte. In dem völkerrechtlich bindenden Dokument verpflichten sich die Unterzeichner, »nie, unter keinen Umständen« Atomwaffen zu entwickeln, herzustellen, anzuschaffen, zu besitzen oder zu lagern.“ Zitat Ende.
So kann man laut fragen WER die Schurkenstaaten sind. Die Antwort liegt eindeutig auf der Hand!
Diese Terrorangriffe ohne Kriegserklärung basieren auf einer Theorie der USA und der israelischen Regierung, wonach die Islamische Republik Iran angeblich zu den gefährlichsten Staaten der Region gehört, zu deren Schwächung und Ausschaltung jedes Mittel Recht ist – jenseits von Völkerrecht und Diplomatie.
Israel führt Krieg gegen „iranische Ziele“, wo immer sich diese befinden, verkündete Benjamin Netanjahu im vergangenem Jahr. „Iran hat nirgendwo Immunität. Unsere Kräfte operieren in jeder Richtung gegen die iranische Aggression“, twitterte der Premierminister damals und versuchte damit die Angriffe auf die Territorien der souveränen Nachbarstaaten Syrien, Libanon und Irak zu rechtfertigen.
Auffällig ist hierbei, dass Netanjahu nicht mehr von der Gefahr einer „iranischen Bombe“ schwadroniert, was er seit über 20 Jahren praktizierte. Schon 1999 – während seiner Rede vor den Vereinten Nationen – propagierte der israelische Politiker, dass es „fünf vor zwölf“ Uhr sei, was den Bau einer iranischen Atombombe angeht. Seitdem wurde diese Behauptung von ihm immer und immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt. Bewiesen wurden sie bis zum heutigen Tag nie – was andere führende Politiker im Westen nicht daran hinderte, diese falsche Behauptung zu übernehmen. Nachdem die westlichen Militärkräfte die schlimmsten Feinde Irans – nämlich die radikalsunnitischen Taliban in Afghanistan und den arabischen Nationalisten Saddam Hussein im Irak – ausgeschaltet hatten, wurde die Behauptung nach einer angestrebten nuklearen Bewaffnung Irans zum Standardrepertoire.
Inzwischen widersprachen sowohl die Geheimdienste in den USA als auch in Israel diesem Trugbild von der angeblichen „iranischen Gefahr“. Der ehemalige Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Schabtai Schavit erklärte in einem Interview mit einer israelischen Tageszeitung, dass Israels Armee mit Abstand die stärkste im Nahen Osten sei und daher keinen gleichwertigen Gegner mehr fürchten müsse. Diese Äußerung widerlegt das öffentlich gepflegte Bild von dem „wehrlosen Staat“, der ständig um seine Existenz bangen muss. Was Schavit nicht erwähnte – aber was dennoch ein offenes Geheimnis darstellt – ist jedoch, dass Israel selbst die einzige Atommacht in der Region ist, also mit der alleinigen, erdrückenden nuklearen Übermacht ausgestattet ist.
Übrig bleiben also zwei Atommächte, die aus imperialistischen, vor allem aber auch aus kapitalistischen, Interessen einen souveränen Staat bekämpfen und damit den Weltfrieden extrem gefährden.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder.