Sendung 509 vom 14.05.2020
Hallo liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Während die mediale Öffentlichkeit mit täglich neuen – sogenannten – Neuigkeiten zu Corona abgelenkt wird, bleiben wichtige Geschehnisse weitgehend unbemerkt. Dem etwas entgegenzustellen, möchte diese Sendung immer wieder versuchen, so auch heute.
Am Sonntag vergangener Woche sowie am Montag scheiterten zwei Invasionen an der Küste Venezuelas. Die Operationen wurden von schwer bewaffneten und von den USA geführten Söldnergruppen durchgeführt. Die Coronavirus-Pandemie, die in den USA weiter wütet und dort bereits unzählige Menschen das Leben gekostet hat, hat in keiner Weise dazu geführt, dass der US-Imperialismus seine räuberischen und kriminellen geostrategischen Interessen in Südamerika oder weltweit zurückstellt.
Die erste der beiden Landungen ereignete sich am frühen Sonntagmorgen in der Stadt Maputo, die kaum eine halbe Autostunde von der venezolanischen Hauptstadt Caracas entfernt liegt. Dabei wurden acht der an der Invasion beteiligten Männer getötet, darunter auch der Anführer der Gruppe, ein ehemaliger Hauptmann der venezolanischer Armee. Alle weiteren wurden gefangen genommen.
Eine zweite Gruppe landete am Montag auf der Halbinsel Chuao, die ebenfalls an der Karibikküste Venezuelas westlich von Caracas liegt. Die bewaffneten Invasoren wurden von einheimischen Fischern entdeckt, die sie an die venezolanischen Sicherheitskräfte übergaben.
Unter den Gefangenen befindet sich Josnars Adolfo Baduel, der an einer Serie von Putschversuchen zentral beteiligt war. Er ist der Sohn eines ehemaligen venezolanischen Verteidigungsministers, der wegen Korruption ins Gefängnis kam. Auch zwei amerikanische Staatsbürger wurden bei der Landung festgenommen: Luke Denman (34) und Airan Berry (41), die beide als ehemalige Angehörige von US-Spezialeinheiten identifiziert wurden. Baduel gab bei den venezolanischen Behörden an, dass beide Amerikaner laut ihren Aussagen für die persönlichen Sicherheitskräfte von US-Präsident Donald Trump arbeiten.
Venezolanische Beamte haben den Medien Pässe und Militärausweise der beiden gefangen genommenen Amerikaner sowie Fotos von größeren Mengen Waffen, die bei den Söldern sichergestellt wurden, vorgelegt. Ebenfalls veröffentlicht wurde ein Video des Verhörs mit Denman. Darin sagt er aus, dass das Ziel seiner Mission darin bestanden habe, die Kontrolle über einen Flugplatz in Caracas zu übernehmen. Dort hätte er die Ankunft von Flugzeugen erwarten sollen, die Venezuelas Präsident Maduro in die USA bringen sollten. Auf die Frage, wer die Operation geleitet habe, antwortete er: „Präsident Donald Trump.“ Im Zentrum der Operation stand ein gewisser Jordan Goudreau, der als Angehöriger der US-Spezialeinheit „Green Berets“ im Iran und in Afghanistan stationiert war. Heute leitet er in Florida eine private Sicherheitsfirma namens SilverCorp USA.
Die Opposition der amerikanischen Regierung gegen die Venezuelas Regierung von Nicolás Maduro hat zunehmend drastische Ausmaße erreicht. Die Vereinigten Staaten haben offiziell die gefährliche Lüge dargelegt, dass der venezolanische Staat in den internationalen Drogenhandel verwickelt sei und seitdem Militär- und Geheimdienstmanöver durchgeführt hat um die Regierung zu destabilisieren. Höhepunkt dieser Manöver ist der aktuelle US-amerikanische Invasionsversuch.
Die Art und Weise, wie die Invasion geplant wurde, ist außerhalb Venezuelas noch wenig bekannt. Es wird jedoch spekuliert, dass es eine Triade der Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten, Kolumbien und der venezolanischen Opposition von Guaidó gab. Diese drei Elemente haben sich zunächst verschworen, um bewaffneten Söldnern den Eintritt in venezolanischen Boden zu ermöglichen und die Regierung zu stürzen. Offiziellen Quellen zufolge verließen die Guerillas Kolumbien auf einem Seeweg nach Venezuela und wurden von einer amerikanischen Firma transportiert, die möglicherweise von Guaidó selbst angeheuert worden war. Der venezolanische Generalstaatsanwalt hat eine Reihe von Beweisen veröffentlicht, darunter die zwischen Guaidó und dem amerikanischen Unternehmen unterzeichneten Verträge die die Seewege von Kolumbien genau wie während des Angriffs beschreiben und die Richtigkeit der Behauptungen der Maduro-Regierung bestätigen.
Die gescheiterte Operation erinnert an eine ähnliche Episode, die 1961 in Kuba stattfand, die sogenannte Invasion der Schweinebucht. Bei dieser Gelegenheit wurde Kuba von einer Gruppe paramilitärischer Söldner angegriffen, die von der CIA ausgebildet und von der italienisch-amerikanischen Mafia finanziert wurden, die beabsichtigte, die Regierung von Fidel Castro zu stürzen. Die Operation war ein völliger Misserfolg und eine echte Demütigung für die Vereinigten Staaten, die sich zurückziehen und den kubanischen Sieg anerkennen mussten.
Die USA sind seit geraumer Zeit in ganz Südamerika aktiv um demokratisch gewählte linke Regierungen durch USA-freundliche rechte zu ersetzen bzw. Proteste der Bürger gegen die Regierung zu unterdrücken, wie beispielsweise in Chile. Als Beispiele für einen Regimechange seien nur Brasilien, Bolivien, Honduras, Kolumbien genannt. Der jahrzehntelange Krieg der USA gegen Kuba darf auch nicht unerwähnt bleiben, da er unter Trump nochmals massiv verschärft wurde. Die USA werden in Südamerika niemals eine Herrschaft akzeptieren, die die neoliberale Agenda ablehnt. Sie betrachten ganz Südamerika als ihr quasi-Kolonialreich, in dem sie glauben schalten und walten zu können, wie es ihnen beliebt.
Genau dies tun sie auch bei Kritikern. Als Stichworte seien Chelsea Manning, Edward Snowden oder Julian Assange genannt. Letzterer ist gerade während Corona Gesundheitlich extrem gefärdet. Der mutige Journalist sitzt im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh hinter Gittern und ist dort durch die Coronavirus-Pandemie akut bedroht.
Assange ist unschuldig. Im Auftrag der US-Regierung, die seine Auslieferung anstrebt, wird Assange vom britischen Staat in Untersuchungshaft gehalten. In den USA drohen ihm lebenslange Haft oder noch schlimmeres. WikiLeaks enthüllte die barbarischen Taten der des US-Militärs in Afghanistan und im Irak. Assange hat die Opposition gegen diese Verbrechen in der Öffentrlichkeit der ganzen Welt angetrieben und inspiriert.
Von den Kriegstreibern im Weißen Haus, in London, Australien sowie ihren Verbündeten konnte dies nicht toleriert werden. Sie trafen die Entscheidung, Assange mit allen Mitteln zu zerstören. Diejenigen, die sich potenziell an ihm ein Beispiel nehmen würden, sollten gewarnt und gleichzeitig ein Präzedenzfall für die Unterdrückung von Opposition mit diktatorischen Mitteln geschaffen werden.
So wie die Coronavirus-Krise den wirtschaftlichen, sozialen, politischen und moralischen Bankrott der kapitalistischen Gesellschaftsordnung auf den Punkt bringt, so steht das kriminelle Vorgehen gegen Assange für die Angriffe auf demokratische Rechte, die durch die wachsende Barbarei des Kapitalismus zur Notwendigkeit wurden. Koloniale Eroberungskriege und die Durchsetzung brutaler Sparmaßnahmen erfordern politische Repression.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder.