Sendung 469 vom 28.03.2019
Hallo liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Der allgemeine Rechtstrend von Politik und Gesellschaft macht auch vor der Berichterstattung im Fernsehen nicht halt. Das ist zugegebener Maßen eine Binsenweisheit, die jedoch dann brandgefährlich wird wenn dadurch die Verbrechen des 3. Reiches (in welcher Weise auch immer) relativiert werden.
Beispiele dafür gibt es genügend.
So lief im Januar beispielsweise auf Arte eine Dokumentation (aus der Reihe Wahre Geschichte) mit dem Titel „Adolf Hitler größter Feldherr aller Zeiten?“. An sich ist es schon falsch, sich überhaupt mit dieser Propagandaaussage des 3. Reiches zu befassen, angesichts eines verbrecherischen Angriffskrieges mit millionen von Toten.
Der Grundtenor der Sendung wird jedoch in der Inhaltsbeschreibung der Arteprorammseite deutlich: „Die erste Folge der Dokumentationsreihe zeigt, dass Hitler zweifelsohne ein Militärführer war, dessen Hochmut und verhängnisvolle Ideologie ihn jedoch verblendeten.“
Damit ist ja wohl alles klar, denn dieser Satz ist eine eindeutige verharmlosende Reinwaschung, genauso wie die bekannte Aussage: „Er hat uns ja auch gutes gebracht, zum Beispiel die Autobahn“. Der Anführer eines Massenmörderregimes kann in keinem Fall irgendetwas positives haben, denn er ist und bleibt ein Extremverbrecher, genauso wie die Mitläufer seines Regimes.
Was die gezeigte Dokumentation allerdings so gefährlich und beispielhaft für unsere heutige Zeit und ihren Rechtsruck macht ist das gefährliche Wiederkäuen einer altbekannten historischen Mär.
Es wird im Großteil der Dokumentation die These wiederholt, dass die Generäle vieles besser wussten, Hitler jedoch nicht auf sie gehört hat. Hätte er dies getan und „hätte sich Deutschland erreichbare militärische Ziele gesteckt, hätte dann der Nationalsozialismus das eigene Land nicht noch weiter in den Abgrund gerissen?“ wie das Fachblatt für Rechtes, die FAZ, in einem Artikel so „treffend“ geschrieben hat.
Die Nazigeneräle werden in dieser Dokumentation quasi auf ein Podest gehoben. Hätte man nur auf sie gehört, wäre alles besser geworden… Das Problem war Hitler, aber nicht die Generäle. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Der General Erich von Manstein, von den Briten als Kriegsverbrecher verurteilt, wird in der Dokumentation wortwörtlich als „vielleicht brillantester Stratege der Wehrmacht“ bezeichnet.
Wir wollen einmal aufzeigen, wer dieser „brillantester Stratege“ war: Im Oktober 1941 erhielt Manstein den sogenannten „Reichenau-Befehl“, der Soldaten der Wehrmacht zu Verbrechen an der sowjetischen – insbesondere jüdischen – Bevölkerung aufrief und diese legitimierte. Darauf aufbauend, erließ Manstein als Oberbefehlshaber der 11. Armee am 20. November 1941 einen beinahe gleichlautenden Befehl. Darin forderte er von seinen Soldaten:
„Das jüdisch-bolschewistische System muss ein für allemal ausgerottet werden. Nie wieder darf es in unseren europäischen Lebensraum eingreifen. Der deutsche Soldat hat daher nicht einfach die Aufgabe, die militärischen Machtmittel dieses Systems zu zerschlagen. Er tritt auch als Rächer für alle Grausamkeiten, die ihm und dem deutschen Volk zugefügt wurden, auf. Für die Notwendigkeit der harten Sühne am Judentum, dem geistigen Träger des bolschewistischen Terrors, muss der Soldat Verständnis aufbringen. Sie ist auch notwendig, um alle Erhebungen, die meist von Juden angezettelt werden, im Keime zu ersticken.“
Und so eine Verbrecherfigur der schlimmsten Sorte wird in einer Dokumentation – gezeigt im 21. Jahrhundert auf Arte – glorifiziert und quasi als Heilsbringer dargestellt. Genauso wie alle anderen Wehrmachtsgeneräle.
Dem ganzen die Krone aufsetzen tut jedoch der Schluss der Sendung mit dem Satz: „Der Amateurstratege aus Braunau entpuppte sich als Dilettant und riss sein Land in den Abgrund.“. Wow, was soll man dazu sagen? Uns fehlen dazu die Worte. Der größte Verbrecher, den die Welt je gesehen hat, unter anderem verantwortlich für den barbarischen Völkermord an den Juden, wird als Dilettant verharmlost und in keinster Weise so dargestellt wie es aufgrund seiner Verbrechen der allerschlimmsten Sorte sein müsste. Was soll man davon halten? Die Antwort hierauf ergibt sich eigentlich von selbst.
80 Jahre nach Beginn des 2. Weltkrieges geht man offensichtlich wieder mehr dazu über Soldaten sowie Offiziere zu verherrlichen und reinzuwaschen nachdem man bereits zuvor der alten Wehrmacht, in Bezug auf die Namensgebung von Kasernen, offiziell von staatlicher Seite gehuldigt hat. Nötig ist dies in Bezug auf die heutige Bundeswehr die, obwohl ähnlich verbrecherisch, in einem besseren Licht erscheinen soll. Denn es herrscht ein Mangel an „Kanonenfutter“ und der sogenannte „Arbeitgeber Bundeswehr“ soll aufgehübscht und attraktiv gemacht werden. Vergessen dabei wird, dass jeder der sich an diesem Mordsystem beteiligt ebenfalls ein Mörder ist.
Ein weiteres Beispiel ist das verlogene „Gedenken“ der Attentäter des 20. Juli 1944. Eine neue Stauffenberg-Biografie wirft ein etwas differenziertes Licht auf den Hitler-Attentäter und rückt etwas von dem Allgemeinbild der „Helden der Demokratie“ ab und stellt klar, dass er wenig von der Demokratie hielt. Weiter wird darin ausgeführt, dass sich in Stauffenberg adelige Herkunft vereinigte, Offiziersgeist und ein elitäres Selbstbewusstsein, das nichts übrig hatte für Masse, Fortschritt und Liberalismus. Das Ethos und der Wille zum Attentat nährten sich aus einem Geheimbund von jungen Männern, dem Stauffenberg als junger Mann beitrat. Ein imaginärer Ritterorden, der eine Lebensform propagierte.
Dieses Kratzen an dem Mythos wird allenthalben als neue Sensation thematisiert. Was so überhaupt nicht stimmt.
Der Historiker Sebastian Haffner hat bereits vor mehreren Jahrzehnten, in mehreren Schriften, darauf hingewiesen, dass Stauffenberg und der Kreis der Hitlerattentäter keine Demokraten waren.
Beim Widerstand vom 20. Juli 1944 gegen das Hitlerregime handelt es sich um eine Aktion der politischen Rechten. In der Tat stand die einzig wirkungsvolle Opposition gegen Hitler, die durch konservative und z. T. auch monarchistische Kräfte wie Beck, Halder, Oster, Witzleben, Goerdeler, Popitz, Yorck, Hassell usw. repräsentiert war, rechts von Hitler. Dies hat letztlich, wie bereits erwähnt, schon der diesbezüglich ideologie-politisch sicherlich unverdächtige Sebastian Haffner festgestellt: „Von ihr (d. h. von der Militäropposition des 20. Juli) aus gesehen stand Hitler links. Das gibt zu denken. Hitler ist keineswegs so leicht als extrem rechts im politischen Spektrum einzuordnen, wie es viele Leute zu tun gewohnt sind“. Wobei man spezifizieren müsste: Wie es die amtliche Politik mit ihren Ideologieinstrumenten Verfassungsschutz, politische Bildung und Rundfunksystem zu tun gewohnt ist.
Die Position des Widerstandes „rechts von Hitler“ hat dieser, der sich nie als Politiker der Rechten bezeichnet hatte, selbst anerkannt, weil er unter dem Eindruck des gescheiterten Attentats auf ihn es als „seine große Unterlassungssünde“ erkannt hat, vergessen zu haben, den sogenannten „Schlag gegen Rechts zu führen“.
Es stellt sich die Frage, woher die mediale Verwunderung kommt, nach dem Motto: „Nanu, die Attentäter des 20. Juli sollen keine Demokraten gewesen sein?“!
Genau das wusste jeder gut informierte Mensch schon lange. Wichtiger ist zu fragen WARUM die Öffentlichkeit so lange belogen wird und weshalb man einen Kreis extrem rechter Monarchisten jedes Jahr auf’s neue feiert.
Der allgemeine Rechtstrend jedoch geht weit über Deutschland hinaus. So hat der Europaparlamentspräsident Antonio Tajani mit einer Bemerkung über den faschistischen italienischen Diktator Benito Mussolini Empörung ausgelöst. Mussolini habe vor der Einführung der Rassengesetze und vor der Kriegserklärung „an die ganze Welt“ auch „einige positive Dinge getan“, sagte Tajani in einem Radiointerview. Mussolini war von 1922 bis 1943 an der Macht. Italien trat 1940 an der Seite Nazi-Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg ein.
„Ich bin kein Faschist, ich war nie ein Faschist. Aber wenn wir ehrlich sein wollen, hat er Straßen, Brücken, Gebäude, Sportanlagen gebaut“, sagte der Italiener Tajani, der zur konservativen Partei Forza Italia von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi gehört. Wenn man ein historisches Urteil fälle, müsse man „objektiv“ sein.
„Meine Güte, nein!“ kann man da nur sagen!
Wichtig erscheint uns, dass sich ein jeder die Frage stellt, woher dieser extreme allgemeine Rechtstrend auf einmal kommt und in wieweit militärischer Imperialismus, extremer Kapitalismus sowie der Neoliberalismus mit seiner Form der Globalisierung dabei eine Rolle spielen!
Wir glauben eine Entscheidende! Weiterhin müssen die medialen Verdrehungen aufgezeigt und sachlich angeprangert werden. Denn der allgemeine Trend nach rechts muss unbedingt bekämpft und beendet werden.
Und das ist mit Neoliberalismus, Kapitalismus, steigenden Mieten, Harz IV und Altersarmut nicht möglich.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder.