Sendung 422 vom 05.10.2017
Hallo liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Am 6. August war der Jahrestag des größten Kriegsverbrechens der Vereinigten Staaten von Amerika, genannt USA, von denen es darüberhinaus noch viele andere gibt. Gemeint ist der weltweit begangene Gedenktag der beiden Atombombenabwürfe auf die beiden japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki, am sechsten und neunten August 1945.
Die genaue Zahl der, durch dieses US-Verbrechen getöteten Menschen, kennt keiner genau. Man geht davon aus, dass bei beiden Angriffen ca. 200.000 Menschen ums Leben kamen. Da bis heute Menschen an den Spätfolgen der Strahlenbelastung sterben, kann sich jeder ungefähr vorstellen, wie hoch die Gesamtanzahl der Toten liegt.
Mit ein Grund, dass es keine genauen Zahlen gibt, liegt wohl auch daran, dass es die USA auch nicht so genau wissen wollen. Es ist schwer vorstellbar, dass es nicht möglich ist Spätfolgen und Todeszahlen zu dokumentieren. Doch wie bei jedem Verbrechen wird auch hier sicherlich vertuscht, was das Zeug hält.
Wie jedes Jahr gab es in Frankfurt am 6. August eine Gedenkveranstaltung auf dem Paulsplatz in Frankfurt, von der wir bereits berichtet haben.
Auch in diesem Jahr zeigte sich in Frankfurt, wie auch in der übrigen BRD, eine sich seit Jahren steigernde Tendenz zur Banalisierung wichtiger Gedenktage, die nicht in die rechtslastig / nationalistische Politik der deutschen Regierungen der letzten Jahrzehnte passen.
So wurde von der herrschenden Klasse in Frankfurt auch in diesem Jahr wieder alles daran gesetzt, dem Gedenken Steine in den Weg zu legen. Ein sogenannter „City-Triathlon“ musste natürlich ausgerechnet am Tag des Bombenabwurfs auf Hiroshima stattfinden. Halli-Galli anstatt Besinnen und Nachdenken!
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen musste an diesem Wochenende natürlich auch das sogenannte „Mainfest“ stattfinden und trug, neben dem Sport, seinen Teil zur Ablenkung und Verblödung der Bürger bei. Brot und Spiele, wie schon bei den Römern, auf das der Bürger nur nicht nachdenke und zur Besinnung komme.
Was sich in diesem Jahr (am Sonntag dem 6.8.) tat, war aber schon eine besondere Krönung. Mainufer gesperrt, Schwanheimer Ufer gesperrt, Innenstadt gesperrt, Niederrad gesperrt, Busse und Straßenbahnen fuhren bis in den Nachmittag auch nicht und überall in Frankfurt, in bewährter Hamburger G20 Manier, Polizei soweit das Auge reicht!
Für jeden auch noch so blöden Politiker oder sogenannten Staatsmann der stirbt (was für seine Angehörigen selbstverständlich tragisch ist) wird tagelang Trauerbeflaggung und Staatstrauer angeordnet. An verschiedenen Feiertagen gilt ein (für heutige Zeiten völlig überholtes und antiquiertes) Verbot von Tanzveranstaltungen.
An Tagen mit einem für unsere heutigen wichtigen Datum, wie den Kriegsverbrechen durch die beiden Atombombenabwürfe, wird hingegen alles dafür getan um dagegen zu arbeiten und jede Aktivität oder Nachricht darüber zu verhindern oder zumindest in den Hintergrund zu rücken.
Gleiches gilt auch für den 1. Mai. Der Tag der Arbeiterbewegung und Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse, in vielen Ländern nach langen Kämpfen ein Feiertag – also ein Gedenktag – ist dem neoliberalen, kapitalistischen Wirtschaftssystem schon lange ein Dorn im Auge. Was liegt also näher, im Kampf dagegen eine Sportveranstaltung, zur hirnlosen Ablenkung, zu installieren? Passender Weise trägt es heute den Beinamen „Rund um den Finanzplatz Frankfurt“ und zeigt damit auch im Namen worum es geht!
Um den Kampf der heiligen, bundesdeutschen Kuh – Wirtschaft und Finanzen – gegen die bundesrepublikanischen Arbeiter und Angestellten. Diese sollen, noch weiter als bislang schon geschehe, von dem Kampf um ihre Rechte, dessen Historie und auch den Gewerkschaften weggebracht werden.
Ein Denken, oder gar nachdenken, ist nicht erwünscht und wird ersetzt durch ein verblödetes im Kreis fahren und dem noch blöderen Zuschauen dabei.
Das „Zauberwort“ dieser Gesellschaft heißt Leistung. Vom Kleinkindalter an wird jeder, ob er will oder nicht, auf Leistung und zur Leistungsgesellschaft (des Kapitalismus) erzogen. Eines der wichtigsten Mittel dabei ist neben der Schule, in der es nicht um Wissensaneignung sondern um das Erziehen hin zu Leistungsgesellschaft und Konkurrenz durch Benotung geht, der sogenannte Leistungssport. Er erweitert die berufliche Leistungs-Ellenbogen-Gesellschaft in den privaten Bereich. Anstatt Freizeit geht es wieder, wie in allen Fällen des Alltags, um das Konkurrenzdenken und das Gegeneinander, von dem die kapitalistisch-neoliberale Wirtschaftsordnung lebt.
Und darum werden Alternativen die ein Nachdenken oder das Fördern einer Gegenbewegung stärken bekämpft. Nicht direkt aber indirekt durch banale und verdummende Ablenkung, zu der natürlich auch „Volksfeste“ zählen. Nur bloß verhindern, dass irgend einer denkt! Die USA lassen grüßen: auf zur völlig apathischen, verblödeten Spassgesellschaft.
Um ein Verbrechen geht es auch bei unserem zweiten Thema: Den Gewaltorgien des spanischen Staates in Katalonien. Wir zitieren hier einen Artikel einer Luxemburger Zeitung, deren Namen und Internetadresse wir unten einblenden.
Selten ist die hässliche Fratze der Erbschaft des faschistischen Diktators Francisco Franco so deutlich zum Vorschein gekommen wie in den vergangenen Tagen in Katalonien. Und bei allem nötigen und aufrichtigen Respekt vor den Opfern der Prügelorgien der Guardia Civil – die fast tausend Verletzten von Barcelona sind eben dafür ein äußeres Zeichen.
Die Auseinandersetzungen zwischen der Regierung der autonomen Region Katalonien auf der einen Seite und der Regierung des Spanischen Staates auf der anderen zeigen in erster Linie, dass es in Spanien auch 42 Jahre nach dem Dahinscheiden des Diktators keinerlei wirkliche Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit gegeben hat. Tatsache ist, dass das von den damaligen politischen Akteuren in Spanien niemals ernsthaft angestrebt wurde. Nach dem Tod Francos im November 1975 ging man allzu schnell zu dem über, was man als „Tagesordnung“ betrachtete, und das nicht zuletzt unter dem Einfluss der USA, der NATO und der EU (damals noch „EG“) unter besonderer Mitwirkung der Bundesrepublik Deutschland.
Zu stark war man in Washington, Brüssel und Bonn daran interessiert, den sich neu konstituierenden Spanischen Staat – so die offizielle Bezeichnung – vollständig in die NATO und die EG zu integrieren. Spanien war schon unter Franco gewissermaßen in Vorleistung gegangen, durch die Bereitstellung eines strategisch wichtigen Flottenstützpunktes für die USA und die NATO wie auch durch die schrittweise Integration seiner Wirtschaft in das Gebilde der „Europäischen Gemeinschaft“. Und so ging seinerzeit in Madrid sehr schnell der Begriff Reconciliación um, Synonym für eine Politik, mit der ein Mantel des Nebels über die faschistischen Verbrechen gedeckt wurde und man sich angeblich um „Aussöhnung“ bemühte. Die von Franco unterdrückten und gedemütigten politischen Gegner, auch die Kommunisten der PCE, waren hoch erfreut über die „wiedererlangte Demokratie“, und die direkten Erben Francos, darunter die heute regierende „Volkspartei“ (PP) mussten sich nicht mit ihrer verbrecherischen Vergangenheit herumschlagen.
Die nationale Unterdrückung verschiedener Völker Spaniens, in erster Linie der Basken und Katalanen, erfuhr kosmetische Reparaturen, ihnen wurden gewisse Autonomie-Rechte zugestanden, die jedoch, wie der Sonntag von Barcelona mit brachialer Gewalt gezeigt hat, jederzeit eingeschränkt werden können.
Zum Erbe Francos gehört auch die Guardia Civil, eine militärisch strukturierte Polizeitruppe, die sich schon im Spanischen Krieg bei der brutalen Unterdrückung jeglichen Widerstandes gegen die Franco-Faschisten und bei der Ermordung zehntausender spanischer und ausländischer Antifaschisten ihre Meriten verdient hatte. Es zeugt von besonderem Zynismus, ausgerechnet die Nachfolger dieser Schläger- und Mörderbande gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien von der Leine zu lassen.
Die alles entscheidende Frage im Zusammenhang mit dem Referendum in Katalonien ist nicht, ob man die Abtrennung der Region von Spanien gutheißt oder nicht. Der entscheidende Punkt ist, dass dieses kapitalistische System mit seinen faschistischen Erbschaften nicht bereit ist, das Volk überhaupt nach seinem Willen zu befragen. Regierungschef Rajoy hatte sich zuvor Rückendeckung beim USA-Präsidenten geholt. Und die Haltung der EU zu den Vorgängen spricht Bände. Es stimmt, was manche Kommentare im Internet meinen: Wäre eine solche Prügelorgie in Caracas oder gar in Havanna passiert, hätten die „Demokratie-Verfechter“ in Washington, Paris und Berlin längst nach einer Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates verlangt.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder.