Sendung 401 vom 12.01.2017
Hallo liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Auch wir wünschen Ihnen zu erst einmal schönes neues Jahr. Leider hat es genauso wenig friedlich begonnen, wie das alte aufgehört hat. Die westliche Kriegsmaschinerie hat keinen Urlaub gemacht, sie rüstet und bedroht unverdrossen fort.
Beginnen möchten wir es mit einem Blick auf die Ereignisse in Syrien, nämlich Aleppo. Die Journalistin Karin Leukefeld hat am 3. Januar einen Artikel darüber in der „junge Welt“ veröffentlicht, von dem wir hier einige Auszüge wiedergeben möchten:
Es ist still geworden um Aleppo. Deutsche Medien und die Bundesregierung schweigen dazu, wie es nach der Evakuierung von rund 35.000 Menschen im Osten der Stadt kurz vor Weihnachten weitergegangen ist. …
Ganz still wurden die westlichen UN-Botschafter aber, als der syrische Geschäftsmann und Parlamentsabgeordnete, Faris Shehabi, auf seiner Facebook-Seite die Namen von 14 ausländischen Militär- und Geheimdienstoffizieren nannte, die in Ostaleppo ausfindig gemacht und festgenommen worden seien. Die Männer seien aus der Türkei, USA, Israel, Marokko, Jordanien, Katar und Saudi-Arabien, so Shehabi. …
Im US-Internetportal Veterans Today (»Veteranen heute«), das nach eigenen Angaben »die Position von Mitgliedern der militärischen Gemeinde und von Veteranen aus dem Bereich der nationalen Sicherheit, geopolitischen Stabilität und Innenpolitik vertritt«, war am 17. Dezember zu lesen, dass die genannten 14 Namen vermutlich falsche Identitäten gewesen seien. Veterans Today bezieht sich dabei auf einen Artikel des Internetportals Southfront. Es sei »gängige Praxis, falsche Identitäten zu benutzen, wenn man in einer geheimen Operation diene«, heißt es dort im Beitrag eines Autors namens »Gordon«. Auch Southfront steht vermutlich Geheimdienstkreisen nah und bietet nach eigenen Angaben »mit einem Expertenteam aus allen vier Ecken der Erde (….) Analyse und Aufklärung über militärische Operationen und die militärische Position der wichtigsten Weltmächte« an.
Von »eigenen syrischen Quellen« habe Southfront erfahren, dass 128 ausländische Offiziere mit den Kämpfern, Angehörigen und Verletzten aus Ostaleppo evakuiert worden seien. Es habe »eine Vereinbarung zwischen allen beteiligten Parteien« darüber gegeben. Demnach hätten Offiziere aus den USA (22), Großbritannien (16), Frankreich (21), Israel (7) und der Türkei (62) Ostaleppo verlassen. Westliche Medien berichteten darüber nicht, und auch Syrien schwieg.
Was die abziehenden Kämpfer und ausländischen Offiziere zurückließen, wird nun von russischen und syrischen Spezialkräften dokumentiert. Mehr als 14.000 Minen und Sprengfallen wurden entschärft, Tausende selbstgebaute Bomben zusammengetragen. Fundorte waren demnach unter anderem vier Schulen, ein Kindergarten und neun Moscheen. Pioniere der russischen und syrischen Armee fanden Waffenlager, die »randvoll« mit großkalibriger Munition für schwere Waffen – Gewehre, Raketen, Artillerie – gewesen seien. Als Herkunftsländer des Kriegsgeräts nannte der russische Major Iwan Gromow unter anderen die USA, Deutschland und Bulgarien. Außerdem habe man nagelneue 122-mm-Mörsergranaten, Handgranaten und Granatwerfer sowie Raketen für Mehrfachraketenwerfer und Granaten für Haubitzen gefunden, sagte Gromow am 28. Dezember dem Sender Rossija 24. Bilder und Filmaufnahmen wurden verbreitet. Die Herkunft von vielen der Waffen in Originalkisten sei durch Aufkleber erkennbar gewesen, auf denen »Aus den USA für die gegenseitige Verteidigung« gestanden habe.
Auch Massengräber mit Dutzende Leichnamen seien gefunden worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am 26. Dezember mit. Die Toten hätten Schusswunden am Kopf, Verstümmlungen und deutliche Spuren von Folter aufgewiesen. Eine Sprecherin der UN-Kommission für Menschenrechte in Genf erklärte, die Kommission prüfe die Angaben. …
Soweit die Auszüge aus dem Artikel. Von all dem war in den deutschen Leitmedien nichts zu erfahren. Es muss hier die Frage gestellt werden, warum auf diese Seite der Geschehnisse plötzlich nicht mehr eingegangen wird. Womit begründen die leitenden Programmverantwortlichen sowie die Vertreter aus der Regierungspolitik die Einseitigkeit ihres Informationsflusses? Kann es sein, dass die Geschehnisse rund um Aleppo doch nicht ganz so waren, wie es uns über Wochen und Monate eingetrichtert wurde?
Doch auch innerhalb der Bundesrepublik gab es anstatt eines friedlichen Jahreswechsels nur Militär, Panzer und Kriegsdrohungen. Seit vergangener Woche ist ein US-Amerikanischer Truppenaufmarsch an der NATO-Ostgrenze im Gange und Deutschland ist das Drehkreuz für diese US-Aggression gegen Russland.
Bereits am Mittwoch vergangener Woche hatte der erste Frachter »Resolve« (Entschlossenheit) und am Freitag der zweite mit dem Namen »Endurance« (Ausdauer) im Bremerhavener Kaiserhafen angelegt. Am vergangenen Sonntag kam der dritte an. 2.500 »Ladungsstücke«, darunter 446 Kettenfahrzeuge einschließlich Kampfpanzern und 907 Radfahrzeuge, wurden entladen und in den kommenden Tagen nach Polen und von dort weiter nach Litauen, Estland und Lettland transportiert. Dafür sind unter anderem 900 Bahnwaggons im Einsatz, die aneinandergereiht rund 15 Kilometer lang wären. »Bis zum 16. Januar werden täglich drei Züge mit Militärgerät rollen«, sagte ein Sprecher des Landeskommandos Brandenburg der Bundeswehr laut NDR. Außerdem sind etliche Konvois auf den Straßen unterwegs. Es ist die Ausrüstung für 4.000 Soldaten der in Colorado stationierten 3. Kampfbrigade der 4. US-Infanteriedivision (»Iron Brigade«). Sie lassen künftig an der NATO-Ostgrenze gegenüber Russland provokativ die Muskeln spielen. Eine Vorhut ist bereits am Sonnabend angekommen, rund 250 US-Soldaten landeten im polnischen Wroclaw, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete.
Die gesamte Operation »Atlantic Resolve« läuft offiziell unter der Verantwortung des US-Militärs. Aber die Streitkräftebasis der Bundeswehr ist für die gesamte Logistik verantwortlich. Und das Löschen der Frachter übernimmt die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG), die dieses Geschäft schon seit 1945 für die US-Army betreibt. Mit sichtlichem Stolz verkündete deren Sprecher im Regionalfernsehen: »Alle Panzer werden mit eigenen Fahrern entladen.«
„Den Frieden sichert man am besten, indem man sich vorbereitet“, sagte US-Generalmajor Timothy McGuire in Bremerhaven auf die Frage, ob mit der Stationierung ein Signal an Russland gesendet werden solle.
Es stellt sich hier die Frage worauf „man“ sich vorbereitet. Da Frieden für Militaristen und westliche (NATO) Politiker immer mit Krieg verbunden ist, will man einen solchen offensichtlich vom Zaune brechen. Deutschland und Europa haben in der Vergangenheit ja bereits Erfahrungen in Kriegen gegen Russland gesammelt.
Ist es möglich, dass man nun einen neuen Versuch mit einem weiteren Verbündeten, den USA, unternehmen will? Die neoliberale Weltwirtschaftskrise braucht zur Erholung einen weiteren „Markt“. Vielleicht soll dieser auf diese Weise herbeigebombt werden. Ist dies auszuschließen? Russland wäre ein riesiger Markt. Ausreichend für die nächsten Jahrzehnte.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder.