Sendung 340 vom 15.01.2015
Willkommen liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Sind Sie auch Charlie? Wir sollten uns mehrmals die Frage stellen: Was beinhaltet ein Charli‘sches Dasein und das Charlie sein? Ist es ein Maß / Grad für Werte? Welche Werte? Aus welchem Grund soll sich seit den verwerflichen Ereignissen der vergangenen Woche jeder, der sich dem freien Geist und der Demokratie verpflichtet fühlt, eine Charlie-Identität zugelegt haben?
Die Pariser Anschläge, mit welchem Hintergrund auch immer, sind zu ächten. Terror und Mord dürfen sich nicht als einzige Möglichkeit und Methode zur Behandlung und Lösung von gesellschaftlichen Fragen anbieten und etablieren lassen. Die Satirezeitschrift Charlie Hebdo macht hier keine Ausnahme. Wir stehen wieder vor einer frivolen Teilung von Gut und Böse. Eine merkwürdige Szenerie, mit der wir seit 11. September 2001 immer wieder konfrontiert werden, mit weltumspannenden verheerenden Folgen für die Weltbevölkerung und für die so heiliggesprochenen sogenannten „gemeinsame Werte“.
Beobachtet man die Hintergründe und Entwicklungen vor und nach dem Anschlag, wird man auf weiteren bedenkenswerten Schlussfolgerungen aufmerksam, die zumindest die Vernebelung offizieller Berichterstattung beglaubigen.
Angefangen mit der angebrachten Frage: Wer waren eigentlich die Informanten, die den Tatverdächtigen plausible Auskünfte über den Ort und Zeit des Treffens übermittelt haben? Ein solcher Anschlag am helllichten Tag, ohne jegliche Helfer im Hintergrund? Seltsam. Die plötzliche Todesmeldung von den Attentätern und Teilen von deren Geiseln nach der detailliert aufgezeichneten Menschenjagd lässt ebenso viele Fragen offen.
Eine Kamera konnte auf der Stelle aufzeichnen, wie die Attentäter in Richtung ihres Autos liefen, und obwohl das Fenster geschlossen war, konnte man in aller Deutlichkeit die „Allaho Akbar“ Ruf hören. Einer der Attentäter hinterlässt auch diesmal einen unverwechselbaren Beweis für seine Identität und das, obwohl sie angeblich und tatsächlich professionell waren. Sie waren noch dazu derartig in der Praxis amateurhaft, dass sie mit eigenem Fahrzeug zu dem Anschlagsort gefahren sind. Die Fragen könnten noch weiter ergänzt werden.
Die zentrale Frage ist aber: Was veranlasste die Attentäter zu ihrem entsetzlichen Mordanschlag und vor allem was waren die Hintergründe, vor dem sich die Herausgeber von Charlie Hebdo dazu verpflichtet fühlten, ihren menschenverachtenden Antiislamismus, auf solch eine verletzende und rassistisch gefärbten Art und Weise karikaturistisch herauszuhängen?
Wenn auch plötzlich das Zitat Tucholskys: „In der Satire ist alles erlaubt“ angeblich in aller Munde ist, sodass fast jeder sich damit in der Art intellektueller Geisteshaltung zu schmücken versucht, kann man sich der Frage nicht entziehen, ob es überhaupt ein universelles Zitat geben kann, das für alle Zeiten und alle Bedingungen Gültigkeit erlangt? Ob Tucholsky unter den zeitgenössischen Rahmenbedingungen die gleiche Aussage machen würde?
Vergessen wird auch, dass andere Kulturen auch ihre Werte haben, die wiederum ihnen heilig sind. Und diese Werte können gegensätzlich zu den unseren sein und sind es hoffentlich machmal auch. Denn so etwas nennt man VIELFALT!
Wenn dem jedoch so ist wie in all den vielen Aussagen hier geäußert, also „in der Satire ist alles erlaubt“ dann müssten aber letztendlich auch die fürchterlichen Karikaturen im Nazi-Schmutzblatt „Der Stürmer“ in Ordnung gewesen sein. Denn die würden dann ja auch unter die gemachten Aussagen fallen. So etwas darf aber auf gar keinen Fall erlaubt sein. Heute nicht und in der Zukunft auch nicht! Wurde hier also eventuell nicht richtig nachgedacht oder steckt Absicht dahinter?
Als zusätzliche Frage, was ist mit Deutschland? Fast alle Politiker halten die Meinungsfreiheit als höchstes Gut so hoch. Doch über der Meinungsfreiheit und über allem steht der Artikel 1 Grundgesetz:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Und dies betrifft auch sogenannte Satire. Auch sie hat sich der „WÜRDE DES MENSCHEN“ unterzuordnen. Es gibt Grenzen, die nicht (und auf gar keinen Fall) überschritten werden dürfen, weil sonst die Gefahr besteht, dass wir im Faschismus landen.
Davon abgesehen wird immer wieder gerne übersehen und vergessen, das in Deutschland die Meinungsfreiheit da ihr Ende hat, wo es der Klasse der Herrschenden paßt. So gibt es immer noch den Strafrechtsparagrafen der „Majestätsbeleidigung“ aus der Kaiserzeit. Geschützt sind hier sowohl die Person des Bundespräsidenten selbst, auch wenn er privat angegriffen wird, als auch das Amt des Bundespräsidenten und daher auch der Vertreter im Amt (Bundesratspräsident), solange er die Befugnisse des Bundespräsidenten ausübt.
Also immer mal langsam mit den „jungen Gäulen“! So weit ist (und war es in der Vergangenheit) mit der freien Meinungsäußerung in der BRD auch nicht her, nicht war? Aber plötzlich weint man Krokodilstränen, weil es einem in den (politischen) Kram passt.
Doch was sind die Karikaturen Charlie Hebdos anderes als Rassismus? Europaweit nimmt die Fremdenfeindlichkeit immer mehr zu. Und hier wird auch wieder gegen Migranten und politisch verfolgte pauschalisiert gehetzt! Menschen werden vertrieben, aus Ländern, die früher von Frankreich besetzt wurden. Und nun zeigt sich, dass sie keine Chance auf ein menschenwürdiges Leben haben. Weder in ihrer Heimat und in Frankreich aber auch nicht.
In Deutschland haben sie auch keine Chance, wie AFD, NPD, Pediga und der ganz alltägliche fremdenfeindliche Rassismus zeigen. Es sei denn, ein Flüchtling streift seine Kultur und seine Heimat ab, verleugnet sie und lässt sich von der „Deutschen Leitkultur“ hundertprozentig assimilieren. Dann kommt von irgendwo ein Satz wie „Seht ihr, es geht doch auch anders“. Plötzlich ist es dann ein „guter Ausländer“. Kolonialismus und Sklaverei“ lassen grüßen.
Aber all dies rechtfertigt es nicht, einem anderen Menschen körperliches Leid zuzufügen oder ihm sein Leben zu nehmen. Es müssen aber die Ursachen bekämpft werden und nicht wieder an den Symptomen herumgedoktert. Verschärfte Antiterror und Überwachungsgesetze sind nichts weiter als die dumme Reaktion nicht zum richtigen Denken fähiger Politiker.
Denn eines sollte nicht außer Acht gelassen werden: Jeder friedliche Mensch und jedes friedliche Haustier kann plötzlich aggressiv werden, wenn man es nur lange genug reizt.
Darüber sollte mach einer nachdenken und entsprechend handeln.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder.