Sendung 198 vom 13.01.2011
Guten Tag Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich begrüße Sie zu Folge 198 von „Die Vergessenen dieser Welt!“. Die heutige Sendung beschäftigt sich mit Giftmischern.
Ein paar Tage noch wird der neueste Lebensmittelskandal in aller Munde sein. Der Eier- und Geflügelkonsum wird kurzzeitig einbrechen, um bald wieder die übliche Größenordnung zu erreichen. Auch die Futtermittelproduktion wird weiterhin wie geschmiert laufen, was durchaus wörtlich zu verstehen ist, denn ohne die Beimischung von tierischen, pflanzlichen und synthetischen Fetten wäre die industrielle Tierproduktion in der bisherigen Größenordnung nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Niemand glaubt ernsthaft, dass es sich bei der Firma in Schleswig-Holstein, die zur industriellen Verwendung bestimmte Fettsäure einem Futtermittelvorprodukt beimischte, um einen Einzelfall handelt. Zu verlockend sind die Profite, die in dieser Branche realisiert werden können, zu schwammig die EU-Bestimmungen und nationalen Gesetze, zu löchrig ist das Kontrollsystem. Mächtige Lobbyisten der Lebensmittelindustrie und des Handels sorgen dafür, dass das auch so bleibt. Und die Bundesregierung hat einen zusätzlichen Schutzschirm für die Branche aufgespannt, indem sie nicht nur irreführende oder fehlende Kennzeichnungen zulässt, sondern alles tut, um den Verbrauchern Informationen verwehren zu können.
Wenn die Bauern sich jetzt als eigentliche Opfer des Dioxinskandals gerieren, ist das auch nur die halbe Wahrheit. Die industrielle Produktion von Fleisch und Eiern basiert auf Kostenminimierung und Profitmaximierung. Landlose Agrarfabriken haben kleine und mittlere bäuerliche Betriebe, bei denen der Eigenanbau von Futtermitteln die Regel ist, längst an den Rand gedrängt. Und wer einen der großen Mastbetriebe mal besichtigt hat, muss schon ziemlich hartgesotten sein, um nicht wenigstens für eine gewisse Zeit den Appetit auf einige »Lebensmittel« zu verlieren.
Theoretisch hätten die Verbraucher die Macht, Korrekturen der Agrarpolitik und -produktion zu erzwingen. Doch solange ein Großteil der Menschen – und beileibe nicht nur Geringverdiener – der Meinung sind, dass der Konsum von möglichst viel und natürlich möglichst billigem Fleisch und anderen tierischen Produkten ein Ausdruck von Lebensqualität sei, kann davon überhaupt keine Rede sein. Regelmäßig wiederkehrende Gammelfleisch-, Dioxin-, Tiermehl- Hormon- und andere Skandale werden durch kriminelle Produzenten verursacht und willfährige Politiker befördert. Ermöglicht werden sie aber auch durch Konsumenten, die beim eigentlich doch existentiellen Thema Nahrung nur zu gern den eigenen Verstand ausschalten. Natürlich können sich gerade Geringverdiener nur mit äußerster Disziplin einigermaßen gesund und vollwertig ernähren. Aber zu zehn Eiern für 89 Cent oder Brathähnchen für 1,49 Euro gibt es allemal Alternativen. Wobei auch nicht vergessen werden sollte, dass der Fleischkonsum in den reichen Ländern und der daraus resultierende Bedarf an Importfuttermitteln eine der Ursachen für den Hunger in anderen Teilen der Welt ist.
Interessant ist aber auch, dass bei diesem Skandal in sämtlichen Medien die Aufregung über den Skandal auf Sparflamme läuft und, ob Fernsehen oder Presse, eher Beschwichtigung und Bagatellisieren angesagt ist. Es drängt sich hier der Eindruck auf, dass etwas verschwiegen und verheimlicht werden soll. Und dies großangelegt.
Zur Erinnerung wie in höchstem Maße Lebensgefährlich Dioxin sein kann, zur Erinnerung noch ein paar Bilder!
Guten Tag
Quellen:
Junge Welt
Foodwatch