Sendung 177 vom 29.07.2010
Guten Tag liebe Zuschauerinnen und Zuschauer. Ich begrüße Sie zu einer weiteren Folge von „Die Vergessenen dieser Welt!“. Die heutige Sendung ist beschäftigt sich mit Lügnern.
Eigentlich waren für den Irak-Krieg Peanuts vorgesehen. Das Weiße Haus versuchte die Invasion, für die zusammen mit der britischen Regierung an den Haaren herbeigezogene Gründe konstruiert wurden, als schnelle und unproblematische Intervention zu verkaufen, die vernachlässigenswert wenig kosten würde, nämlich um die 100 Milliarden Dollar, höchstens 200 Milliarden. Gerade mal 1 oder 2 Prozent des damaligen BIP also. Dazu würden die Ausgaben wieder hereinkommen, wenn der von den USA befreite Irak zum Ölproduzenten werde, überhaupt wurden große Geschäfte versprochen.
Das Congressional Budget Office hatte 2002 schon einmal die möglichen Kriegskosten im Irak berechnet und ging davon aus, dass während des Krieges monatliche Ausgaben von 6 bis 9 Milliarden Dollar zu erwarten seien. Den Aufmarsch berechnete das Büro mit 9 bis 13 Milliarden Dollar, der Abzug würde 5 bis 7 Milliarden kosten. Eine Besatzung des Irak veranschlagte das Büro mit 1 bis 4 Milliarden pro Monat. Aber die wirklichen Kosten würden von zu vielen unbekannten Variablen abhängen, dass eine zuverlässige Schätzung niocht möglich sei, so das CBO vorsichtig. Vorbild für alle Berechnungen war Desert Storm, der den USA 60 Milliarden und den zahlenden Alliierten 40 Milliarden gekostet hatte. Für den schlimmsten Fall eines drei Monate dauernden, auch mit Bodentruppen geführten Krieges und einer fünfjährigen Besetzung ging das CBO von Kosten von 270 Milliarden aus. Vor dem Krieg jedenfalls gingen die Schätzungen weit auseinander: Irak-Krieg kann die USA zwischen 100 Milliarden und 1,9 Billionen US-Dollar kosten.
Jetzt legte der Congressional Research Service (CRO) eine Schätzung der Kriegskosten seit 2001 vor. Für den gesamten Krieg gegen den Terrorismus, also die Interventionen in Afghanistan, im Irak und anderswo, hat der Kongress mehr als eine Billion Dollar bezahlt. Für dieses Haushaltsjahr sind über die bereits bewilligten Gelder zusätzliche 33 Milliarden beantragt, für nächstes Haushaltsjahr sind 159 Milliarden Dollar an Kriegskosten vorgesehen.
Gemessen am BIP ist nach dem CBO allerdings der globale Krieg gegen den Terrorismus mit einem Anteil von 4,6 Prozent nicht der teuerste gewesen. Die beiden Weltkriege, der Korea- und der Vietnamkrieg haben die USA finanziell stärker belastet. Bis zu diesem Jahr wurden für den Irak-Krieg an direkten Kosten 715 Milliarden und für den Afghanistankrieg 297 Milliarden ausgegeben. Die wirklichen Kosten dürften aber weitaus höher liegen. Der Nobelpreisträger Stiglitz hatte die Kriegskosten 2008 alleine für die USA auf 3-5 Billionen Dollar geschätzt und machte die Finanzierung der Kriege auch für die Wirtschaftskrise mit verantwortlich.
Abgeordnete der Linken und mehrere Menschenrechtsaktivisten erhoben auf einer Pressekonferenz in Berlin schwere Vorwürfe gegen die Türkei. Sie legten Fotos und Gutachten vor, die den Einsatz von C-Waffen im Kampf gegen die kurdische PKK belegen sollen. Die Unterlagen wurden ihnen von türkischen Menschenrechtlern übergeben und in Deutschland auf ihre Plausibilität und die Fotos auf mögliche Manipulationen hin untersucht.
Den Berichten zufolge wurden nahe der türkisch-irakischen Grenze, in der Provinz Hakkari, zwischen dem 8. und 15. September letzten Jahres acht Menschen Opfer eines Einsatzes von chemischen Substanzen durch das türkische Militär. Augenzeugen berichteten von dem Vorfall und beschrieben, dass Soldaten gasförmige, allem Anschein nach chemische Substanzen in Form von Geschossen in eine Höhle in der Nähe der türkisch-irakischen Grenzstadt Cukurca (Provinz Hakkari) einbrachten und wenige Zeit später acht Menschen, Mitglieder der Guerilla der PKK, aus dieser Höhle bargen. Einige der bereits leblosen Körper wurden daraufhin zusätzlich von Panzerfahrzeugen überfahren und/oder erschossen. Bei den Toten handelt es sich um Personen im Alter von 19 bis 33 Jahren.
Einem Gutachten des Hamburger Rechtsmediziners Dr. med. Jan Sterhake, Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, zufolge wurden gegen die acht von der türkischen Armee getöteten Personen mit großer Wahrscheinlichkeit chemische Substanzen eingesetzt.
Menschenrechtler/innen aus der Region hatten einer deutschen Menschenrechtsdelegation, unter anderem Delegierten von Bundestags- und Landtagsabgeordneten, die Augenzeugenberichte übermittelt und Fotos aus dem Zeitraum kurz nach der Obduktion übergeben. Die Fotos sind nach Ansicht des Bildfälschungsexperten Hans Baumann authentisch. Bei einer Begutachtung fand Baumann keinerlei Hinweise auf eine Manipulation der Aufnahmen. Lichtverhältnisse, Details der Leichen und Kameradaten seien konsistent und in dieser Form praktisch nicht fälschbar.
Darstellungen des Hamburger Soziologen und Türkeiexperten Martin Dolzer zufolge bestätigt das Gutachten des Hamburger die ihm übermittelten Augenzeugenberichte. Es werde deutlich, dass die türkische Armee gegen die von der Türkei ratifizierte Chemiewaffenkonvention verstoße, so Dolzer. Dabei handele es sich“ um gravierende, zu verurteilende Menschenrechtsverletzungen und ein Kriegsverbrechen“.
Innerhalb des letzten Jahres häufen sich die Berichte über den Einsatz chemischer Substanzen durch das türkische Militär. Im Rahmen der militärischen Auseinandersetzung mit der PKK und Militäroperationen, auch gegen die Natur sowie die Zivilbevölkerung wird immer wieder vom Einsatz chemischer Waffen, postmortaler Verstümmelung u.a. durch Zertrümmern von Körperteilen und durch Säure berichtet.
Guten Tag
Quellen:
Telepolis