Sendung 170 vom 10.06.2010
Guten Tag liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich begrüße Sie zu einer neuen Folge von „Die Vergessenen dieser Welt!“. Die heutige Sendung ist übertitelt mit: Ganovenstück.
Während deutsche Kriegsschiffe vor den Küsten Somalias und des Libanon tatenlos herumdümpeln, haben am Montag vor einer Woche Hunderte schwerbewaffnete Piraten im südöstlichen Mittelmehr in internationalen Gewässern die Schiffe eines für Gaza bestimmten Hilfskonvois überfallen und unter den internationalen Passagieren ein Blutbad angerichtet. Anschließend entführten die Angreifer die Schiffe samt Besatzung und Passagieren nach Aschdod, einen kleinen Hafen an der Küste des Schurkenstaates Israel, wo weder Völkerrecht noch andere Gesetze der zivilisierten Welt Geltung haben.
Da sich die schwerbewaffneten israelischen »Elitesoldaten« während ihres Überfalls von ihren unbewaffneten Opfern angeblich »provoziert« fühlten, wirbt der israelische Armeesprecher zusammen mit Bild und anderen Medien um Verständnis für den Überfall. Beim gewaltsamen Erstürmen der Schiffe seien die israelischen Helden von den gefährlichen Passagieren mit »schwerer Gewalt« empfangen worden. »Diese sehr aggressiven Leute« hätten sogar versucht, die friedfertigen israelischen Truppen zu »lynchen«, so der Militärsprecher. Derartige Beleidigungen unserer Intelligenz werden auch hierzulande von Konzernmedien unkritisch weiterverbreitet.
Doch diesmal sind die unschuldigen Opfer des israelischen Massakers keine Palästinenser, deren Ermordung westlichen Medien meist keine Nachricht wert ist. Bei den mindestens zehn Toten und 50 Verletzten sowie Hunderten von gewaltsam entführten und teils mißhandelten Passagieren handelt es sich um Staatsbürger der führenden westlichen Industrienationen, darunter nicht wenige Parlamentsabgeordnete und international bekannte Persönlichkeiten.
Vergeblich hatten deutsche Opfer dieses mörderischen Piratenaktes, darunter einige aktive und ehemalige Bundestagsabgeordnete, auf Rettung durch die in der Nähe vor Libanon patrouillierenden Einheiten der Bundesmarine gewartet, zumal diese von dem seit Tagen angekündigten israelischen Überfall Kenntnis hatte. Aber statt die Unschuldigen vor der Aggression zu bewahren, befolgten die Kapitäne der unter UN-Fahne operierenden Bundeswehrflottille lieber ihren Einsatzbefehl, nämlich den Aggressor Israel zu schützen, auch wenn der deutsche Staatsbürger auf hoher See überfällt und verschleppt. Von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist dieser Wahnsinn zur deutschen Staatsräson erhoben worden.
Ebenso wie der US-Kongreß sind auch die meisten europäischen Parlamente und Konzernmedien zu den von Zionisten besetzten Territorien zu zählen. Dennoch dürfte es diesmal ungleich schwerer sein, nach dem blutigen Piratenakt des Regimes von Benjamin Nethanjahu einfach zur Tagesordnung überzugehen. Allerdings klingt es wie Hohn, wenn Bundesaußenminister Guido Westerwelle gestern »tief besorgt« erklärte, das Auswärtige Amt werde sich »um eine umfassende Aufklärung des Sachverhalts« bemühen. Als ob man erst untersuchen müßte, wer von den beiden der Verbrecher ist: der Raubmörder oder sein Opfer.
Weltweit finden an diesem Wochenende Proteste gegen die israelische Blockade des Gazastreifens statt. Anlaß ist der Sturmangriff der israelischen Marine auf einen Hilfskonvoi am Montag, bei dem mindestens neun Menschenrechtsaktivisten getötet und mehr als 30 weitere verletzt worden sind. Außerdem jährt sich am 5.Juni der Beginn des sogenannten Sechs-Tage-Krieges 1967 und der daraufhin einsetzenden Besatzung palästinensischer Gebiete. Die Berliner Friedenskoordination ruft am weltweiten Aktionstag für diesen Samstag zu einer Demonstration in der deutschen Hauptstadt auf. Sie soll um 12 Uhr am Hermannplatz in Neukölln beginnen und zum Mariannenplatz in Kreuzberg führen. In Bremen, Duisburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Heidelberg, Mühlheim und Stuttgart sind ebenfalls Proteste angekündigt. Am Sonntag abend (19 Uhr) geben palästinensische, israelische und weitere Musiker in der Filmbühne in Berlin ein Solidaritätskonzert für die Menschen in Gaza.
Auch in zahlreichen US-Städten, in Österreich, der Schweiz und Schweden sind Kundgebungen, Mahnwachen und Demonstrationen geplant. Unter dem Motto »Die Gaza-Blockade isoliert nicht die Hamas, sie isoliert Israel« wollen Gush Shalom und andere Friedensgruppen des Landes am Samstag abend auf dem Yitzhak-Rabin-Platz in Tel Aviv gegen die Konfrontationspolitik der Netanjahu-Regierung protestieren.
In Bahrain, Jordanien, Ägypten, Libanon und anderen muslimischen Staaten waren bereits am Freitag Zehntausende Menschen gegen die israelische Besatzungspolitik auf die Straße gegangen. In Kuala Lumpur in Malaysia zogen Presseberichten zufolge mehr als zehntausend Menschen vor die US-Botschaft. Sie forderten US-Präsident Barack Obama auf, die Gewalt gegen die Hilfsflotte zu verurteilen und Israel zum Ende der Gaza-Blockade aufzufordern. Der denkt allerdings gar nicht daran.
Guten Tag
Quellen:
Tageszeitung Junge Welt
Global Research