Sendung 160 vom 18.03.2010
Guten Tag liebe Zuschauerinnen und Zuschauer. Ich begrüße Sie zu einer neuen Folge von „Die Vergessenen dieser Welt!“. Das Motto der heutigen Sendung stammt zwar nicht von mir sondern von der Jungen Welt, und die Idee dazu es zu benutzen, wie auch viele andere Anregungen, Ratschläge und Hinweise, von meiner Mitproduzentin – passt aber in übertragenem Sinne so schön: Sie lügen wie gedruckt. Wir drucken wie sie lügen.
Nachdem China und Russland sich weigern, die imperiale Kriegspolitik der USA – im Falle Iran – mitzumachen, versuchen Obama und seine Kriegsadministration nun wieder einmal mit Lügen (kann es sein, dass das die USA am besten können?) einen Kriegsgrund gegen Iran zu konstruieren. Während seines Besuches in Afghanistan Anfang vergangener Woche zauberte der US-Verteidigungsminister Robert Gates wieder einmal eine Lüge aus dem Hut: Gates Aufenthalt hat sich mit dem Besuch des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad überschnitten. Und so richtete Gates bei einer Pressekonferenz, mit einer konstruierten Lüge, eine Warnung an den Iran. Er hatte dem Iran doppeltes Spiel vorgeworfen, weil Teheran gute Beziehungen zur afghanischen Regierung anstrebe und zugleich die Taliban unterstütze.
Erinnert dies nicht stark an die Lüge mit den chemischen Waffen vor dem Irakkrieg? Jeder, aus der normalen Tagespresse informierte Mensch weiß, dass die so nicht stimmt. Der Iran unterstützt traditionsgemäß die schiitische Minderheit in Afghanistan. Nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 hatten die Iraner jedoch auch die von Tadschiken dominierte (und den USA unterstützte) Nordallianz im Kampf gegen die Taliban (zumeist sunnitische Paschtunen) unterstützt, um diese zu vertreiben. So kurz ist das Gedächtnis?
Die USA haben bekanntermaßen handfeste wirtschaftliche Interessen in diesem Gebiet. Der Wirtschaftsexperte Christopher King behauptet die USA können sich vor dem Staatsbankrott nur retten, wenn sie die übrige Welt ins wirtschaftliche Chaos stürzen. Christopher King behauptet: „Es besteht eine Situation, in der es den Interessen der USA dienen würde, einen ‘Kalten Krieg’ mit Russland und China zu provozieren, weil sie dann ihre Auslandsschulden vergessen, den Iran angreifen und eine direkte Kontrolle über alle Ölfelder im Mittleren Osten und über Europa ausüben könnten.“
Fest steht auf alle Fälle, dass die USA in Afghanistan und dem Irak Krieg führen und Ihren Einflussbereich im mittleren Osten bereits erheblich ausgebaut haben. In Pakistan haben die USA bereits seit längerem ihren nächsten Krieg begonnen. Dort töten fast täglich CIA-Drohnen angebliche Terroristen und vor allem Zivilisten. Die unbemannten Flugzeuge avancieren zur neuen Waffe Nummer eins in der militärischen Tötungsmaschinerie der USA. Im Laufe von 14 Monate hat der US-Auslandsgeheimdienst CIA mit unbemannten und schwerbewaffneten Kleinflugzeugen, sogenannte Drohnen, 15-mal den vermuteten Aufenthaltsort des Anführers der pakistanischen Taliban bombardieren lassen.
Am 5. August 2009 – im 16. Anlauf – gelang es, Baitullah Mehsud zu töten.
An jenem Tag schwebte eine Drohne vom Typ Predator gut drei Kilometer über dem Haus von Mehsuds Schwiegervater in der pakistanischen Provinz Südwaziristan. Ihre Infrarotkamera sandte in Echtzeit gestochen scharfe Bilder an die CIA-Zentrale in Langley im US-Bundesstaat Virginia. Der Top-Talib saß auf dem Dach des Hauses. Seine Ehefrau, sein Onkel und ein Arzt leisteten ihm Gesellschaft.
In diesem Moment wurde Tausende Kilometer entfernt, in den USA, ein Auslöser betätigt. Zwei Hellfire-Raketen schossen aus der Drohne – und trafen ihr Ziel. Am Ende waren Baitullah Mehsud und elf weitere Menschen tot.
Dass dieser Vorgang so gut dokumentiert ist, ist das Verdienst des US-Magazins „New Yorker“, das den Angriff genau nachzeichnete. Doch die Jagd auf Mehsud kostete weit mehr als elf Menschen das Leben: Insgesamt, so die Schätzungen, starben bei den 16 Angriffsversuchen zwischen 207 und 321 Personen – und das nicht alle Taliban waren ist gewiss.
Kann es sein, dass die USA in Zukunft lieber töten lassen oder aus der Ferne töten?
Der letzte weiße Fleck auf der Landkarte des mittleren Ostens ist der Iran. Und im Falle des Iran könnte Israel jedenfalls auch so ein Werkzeug sein. Israel gibt dem Westen nur noch vier bis acht Wochen, um gegenüber Iran »die diplomatische Option auszutesten«. Danach müssten zumindest harte Sanktionen eingesetzt werden. Das sagte der stellvertretende Außenminister Danny Ajalon am Montag vergangener Woche vor ausländischen Militärs und Regierungsbeamten im israelischen Herzlija.
Intensive Aktivitäten spielen sich jedenfalls gleichzeitig zwischen den USA und Israel ab. Nach Besuchen mehrerer amerikanischer Militärs und Diplomaten vor zwei Wochen war Montag vergangener Woche Vizepräsident Joseph Biden zu Gast in Israel. Vor einem Jahr hatte er erklärt, es sei Israels Recht, ohne Zustimmung der US-Regierung den Iran anzugreifen. Zu diesem Thema befragt, sagte Biden am Montag, er wolle »diese hypothetische Frage« nicht kommentieren. »Aber ich kann dem israelischen Volk versprechen, dass wir als Verbündete jeder Sicherheitsherausforderung, der sich Israel gegenüber sieht, entgegentreten werden.«
Biden verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass Israel von den USA jährlich drei Milliarden Dollar Militärhilfe erhält. Die US-Regierung habe ihre »Anstrengungen, um sicherzustellen, daß Israel seinen qualitativen militärischen Vorsprung behält«, verdoppelt, die gemeinsamen Militärübungen ausgeweitet und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raketenabwehr verstärkt.
Welche Konstruktionen, Machenschaften und Lügengebilde werden die USA der Öffentlichkeit noch präsentieren? Soll das US-Amerikanische Ziel eines Irankrieges nicht tatsächlich über Israel erreicht werden? Die von den USA angefachte westliche Phobie gegen alles Islamische gepaart mit der deutsch – europäischen „persona non grata“ Israel was Kritik anbetrifft: Wäre das keine ideale Konstellation für einen weiteren Krieg und einen weiteren imperialen Zugriff?
Zum Schluss eine kleine Meldung dazu, die viel Aussagt: Mit einer großen Mehrheit von 356 zu 65 Stimmen hat das Repräsentantenhaus des US-Kongresses am Mittwoch in Washington gegen die von Denis Kucinich und 19 Co-Sponsoren eingebrachte Resolution zur sofortigen Beendigung des Krieges und zum Abzug der US-Soldaten aus Afghanistan bis spätestens zum Ende des Jahres gestimmt.
Guten Tag
Quellen:
Tageszeitung Junge Welt
Gegenmeinung
Spiegel Online
Basler Zeitung