Sendung 259 vom 06.09.2012
Ich müsste keine Schifffahrt kennen:/ Krieg, Handel und Piraterie, die Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.
Dies sagt Mephisto in Goethes Faust 2. Und ich begrüße Sie zu der heutigen Sendung, die den Antikriegstag am vergangenen 1. September zum Anlass nimmt. Jene wichtigste Errungenschaft des 20. Jahrhunderts, deren junges Leben chronisch und notorisch von unzähligen imperialen Übergriffen und wüsten Ambitionen bedroht ist!
Es werden bislang bloß die Verschuldungen der Völker und Staatsbürger vorgelegt und aufgelistet; unterschwellig in dem Sinne: „SIE hätten alles falsch gemacht und wären faul“, „sie nützten den wirtschaftlichen Aufschwung aus“, „sie wären Schurken, Neider und Terroristen“, „sie wären bereit alles mitzumachen“ und „Sie hätten über ihre Verhältnisse gelebt“ usw. Wirken alle die genannten Mutmaßungen und Verunglimpfungen nicht plausibel genug, wird fernerhin nach irgendwelchen Einzeltätern gesucht. Und, dass sie als Teil einer systemisch korrupt fungierenden Menge leicht auffindbar sind, lässt sich nicht schwer erraten.
Wir sagen: Nein, unabhängig davon ob die Bürger und Völker all das Behauptete getan oder nicht getan hätten, würde die Krise trotzdem ausbrechen. Dies würde aufgrund der Fehleinschätzungen über die absolute Macht der Korrekturmechanismen von der unsichtbaren Hand der freien Marktwirtschaft und der längst unsichtbar gebliebenen Macht des Finanzsektors geschehen. Außerdem, wenn Lügen zu Wahrheiten und Wahrheiten zu Lügen offiziell deklariert, verklärt und verbreitert werden, wie sollte ein rationales Denken und Handeln an Räumlichkeit und Möglichkeit gewinnen?
Ganz selten hören wir über die wahren Gründe und ihren hintergründlich vorhandenen falschen Strukturen, Fehlentwicklungen und ihren Auswirkungen auf das Leben von Menschen, hier und weltweit. Diese Verantwortung wird hauptsächlich – wenn nicht allein – von den kritischen Stimmen des Landes übernommen, die bis vor Kürzerem keine medienwirksamen Auftritte erlangten. Daher denken wir wieder laut darüber nach, und zwar darüber, dass etwas tiefgründig faul ist!
Nun, die Hauptfrage lautet: Wenn etwas Wahres daran sein sollte, dass die Verantwortlichen für die weltweite Miesere dies alles nicht gewollt, getan und geahnt hätten, wie sollten es die Völker wissen, ahnen und ihr Tun bedenken? Die Behauptung machte bislang vor, die Staatenführer hätten alles in Griff! Nun wissen wir: Ja, wohl im Griff, dennoch auf deren Schachbrett, Elfenbein- und Astrotürmen!
Sie legen uns unsere Schulden vor. Vor wem? Von wem? Unsere Schulden werden uns weltweit von korrupten staatlichen Apparaten und internationalen Konzernen, ihren Handlangerorganen und -organisationen vorgehalten, die nun um eine Korrektur in ihren maroden Strukturen hineinzuführen, direkt oder indirekt, um unser Verständnis und Einverständnis werben. Sie bewerkstelligen alles Erdenkliche um weiterhin unsere Akzeptanz für ihre weltherrscherischen Träume und ausbeuterischem Gebrauch von Ländern und ihren Bewohnern durch geheimdienstliches Getue und Kriege, Zwietracht und Teilung, Massenmord und Massenvertreibung, Hunger und Durst als Folge der herrschsüchtigen, verfehlten Finanzstrategien und zwangsläufigen agrarwirtschaftlichen Monokulturen zu gewinnen. Und über diese hinaus noch weitere Verschuldungen der Länder und Völker als einzige Variante für die Lösung von weltweiten Krisen zu fordern, die eigentlich durch nichts als durch Akkumulierung und Profitsucht ausgelöste Pannen, Pleiten und Mieseren, uns aufgebürdet wurden und weiterhin werden.
So reibungslos wie möglich sollte die Fortsetzung derselben Fehlkonstruktion durch neu gedachte, ökologisch effiziente Etiketten und wohlgefällige psychologische Layouts vonstattengehen. Es beginnt schon damit, dass unser Leben und die lebenserhaltenden Strukturen vom Tag zu Tag rasanter und umfassender vom Sozialen abgetrennt und in Privatisierung und militärische Ausformung hineingezwungen und somit verunstaltet werden.
Stellen wir uns hinter jenen, bisherig herrschenden, Fehlerbehafteten, parasitären und destruktiven Grundstrukturen, wird durch deren Folgen und Folgeerscheinungen die Menschheit nicht nur baldig, sondern auch für die kommenden Jahrhunderte immer tiefer und sicherer in noch massiveres und überdimensionaleres Elend gestürzt werden, und sich der freiwilligen Versklavung unterwerfen müssen.
Nichts, aber gar nicht Konstruktives und Erstrebenswertes lässt sich aus dieser Entwicklung schlussfolgern. Noch mehr Kriege noch mehr gesellschaftlich und international Ausgeschlossene und Bedrohte weltweit! Und noch mehr Abstumpfung gegenüber dem Tod und der unerhört gestiegenen Anzahl von kriegerischen Schlachten, willkürlichem Töten, ethnischen Säuberungen und völkergemeinschaftswidrigen Taten.
Auf dieser Basis möchten wir stellvertretend für alle, die nun dem ewigen oder faktischen Schweigen zum Opfer gefallen sind und fallen werden, unsere Stimme erheben und hörbar aufschreien: “ Sie scheinheilige Damen und Herren, die uns ihre Herrschaft mit unheiligsten Methoden und Mitteln aufzwingen, Sie sind diejenigen, die uns allerhand schuldig sind!:
Sie schulden uns unsere Existenz und Würde, die Sie uns im Korpus von Diktatoren oder angeblich erwählten Vertretern der Völker und unnötigen, verschwenderischen und todbringenden Projekten geraubt haben und dies noch immer tun. Sie sind uns die Wahrheiten schuldig, die Sie uns verschwiegen haben und dies noch immer tun. Sie schulden uns unsere Proteste, Unterschriften und Mahnungen, die fließend oder periodisch euren Behörden, Ämtern und Büros zuströmen und dennoch nicht nur keine Wirksamkeit erlangen, sondern sogar nirgendwo erwähnt wurden und werden. Wo sind nur unsere Stimmen der nicht Zustimmung ihrer, in Abschaum und Schrecken verkommenen, Innen- und Außenpolitik geblieben?
Sie schulden uns das Leben von Milliarden, die in unseren Namen, durch Ihre Mittel und Operationen ermordet bzw. zur Obdachlosigkeit, zu Flucht und zum Hungern verdammt sind und wenn sich nichts ändert, zukünftig noch ungebührlicher dazu verdammt werden. Sie schulden uns die Herbeiführung einer Innen- und Außenpolitik zum Schutz von Menschen, Wesensarten und Umwelten.
Sie schulden uns unsere Bemühungen und finanziellen Mittel, die zur Verbesserung unser aller Lebensgrundlagen verwendet werden sollten, und nicht zur Zerstörung und bis zu den Grenzen der unaufhörlichen Vernichtung weltweit.
Sie schulden uns unsere, von uns nicht mit Blut befleckt erwünschten, Hände und Lebenseinstellungen und die nicht zwecks Profitabilität, Enteignung und Beherrschung ins Blutvergießen ausgearteten gesellschaftlichen wie zwischenstaatlichen Umgangsformen. Und Sie schulden uns unser Gewissen, das Sie ganz nebenbei manipuliert und lahmgelegt haben, um die Verwirklichung ihrer eigenen Wünsche und Absichten herbeizuführen. Sie schulden uns eine Mindestgrundlage, und zwar uns allen weltweit, eine Mindestgrundlage zum Leben und Leben fordern und nicht zum Anrecht aufs Töten und Sterben.
Uns und unser Vermögen haben Sie verspielt und nicht wir, und das möchten wir zurückerlangen. Stoppen Sie ihre Kriegssucht! Geben Sie unsere Materialien zurück, die aus inakzeptablen Gründen für inakzeptable Zwecke, in realen und irrealen Räumlichkeiten angestaut wurden, um uns künftig noch brutaler und ausmaßloser unterjochen zu können.
Wir wollen unsere Welt in freundschaftlicher und friedlicher Koexistenz mit allen Arten des Lebens wiederaufbauen. Setzen Sie dem und Ihrem Kriege treiben, Kriege fordern und Kriege führen endlich ein Ende!
Setzen Sie der Zerstörung sozialer Absicherung und rein utilitaristischer Lebensführung endlich ein Ende! Setzen sie Ihrer weltfeindlichen Politik, dem Foltern, der Verfolgung, den Paranoidisierungsprozessen, der Hochstapelei, dem Raubfang und der Verbreitung Ihrer Lügenpakete endlich ein Ende! Setzen Sie dem Ausbau und der Ausdehnung ihrer trügerischen Demokratiekulisse endlich ein Ende. Wir wollen eine echte Demokratie auf wirtschaftsdemokratischer Basis! Hören sie endlich auf mit ihren Machenschaften! Lassen Sie endlich Vernunft und Frieden walten! Fangen Sie endlich an, uns zu begreifen!
„Erkennt den Krieg nicht von Außen, sondern von euch selbst geschaffen und gewollt, so habt ihr den Weg zum Frieden vor euch.“ Hermann Hesse