Sendung 619 vom 13.07.20223
Hallo liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Über Jahrzehnte hinweg haben sich Menschen dem Kampf gegen die schlimmsten konventionellen Waffen verschrieben: Landminen und Clusterbomben haben unter der Zivilbevölkerung zahlreicher Länder unsägliches Leid angerichtet und tun es weiter, bis zum heutigen Tag. Führend in ihrem Einsatz und Verkauf waren natürlich die USA. Making Money über Leichenberge hinweg sozusagen. Die beiden Verträge zur Ächtung und zum Verbot dieser barbarischen und menschenverachtenden Kriegswaffen stellten einen wirklichen Meilenstein dar. Doch nun wurde dem ukrainischen Komiker und TV-Darsteller die Lieferung vom Clusterbomben durch die USA zugesagt.
Was den Einsatz von Streumunition angeht war die BRD viele Jahrzehnte lang bestens gerüstet. Mit der sogenannten MW-1 verfügte der Reichswehrnachfolger Bundeswehr über einen großvolumigen Waffenbehälter, der schon für den Starfighter und später für den Tornado zum Abwurf dieser völkerrechtswidrigen Mordwaffe eingesetzt werden konnte. Wenn Frank-Walter Steinmeier davon spricht daß die Position der Bundesregierung, sich gegen Streumunition auszusprechen, nach wie vor richtig sei, man könne den USA aber „nicht in den Arm fallen“ und Bundeskanzler Scholz durch seinen Regierungssprecher nur nichtssagendes von sich geben läßt, so muß festgestellt werden, daß Deutschlands führende politische Vertreter wissentlich den Bruch des Völkerrechts zulassen. Soviel bzw. so wenig zu den Werten in der Politik.
Aber da Deutschland, seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, mit seiner Bundeswehr genannten Söldnertruppe (eine Berufsarmee sind Söldner!), eh schon mordend durch die globalen und europäischen Lande zieht, scheint in der Politik die letzte Hemmschwelle gefallen zu sein.
Kapitalismus braucht den Krieg. Denn die Rüstungsindustrie profitiert davon und ist er zu Ende steigt die Konjunktur zu einem Boom, allein schon durch den anstehenden Wiederaufbau des Zerstörten. Und wen stören da schon ein paar Menschenleben, Hauptsache die Wirtschaft profitiert.
Wem das noch nicht ausreicht, dem können wir noch andere Informationen bieten:
500 Tage Krieg in der Ukraine. Zum Jubiläum überrascht Selenskyjs stellvertretende Verteidigungsministerin mit einem “Geständnis”. In einem Beitrag auf Telegram schrieb Hanna Maliar am vergangenen Wochenende, daß die Brücke über die Straße von Kertsch angegriffen wurde, um Moskaus Nachschublinien zu unterbrechen.
Im vergangenen Herbst veröffentlichte die “New York Times” eine Untersuchung mit dem Titel “How Ukraine Blew Up a Key Russian Bridge” (Wie die Ukraine eine wichtige russische Brücke in die Luft sprengte), in der detailliert beschrieben wurde, wie ukrainische Agenten einen Lastwagen mit Sprengstoff beluden und ihn auf halbem Weg über die Brücke in die Luft sprengten, wobei vier Menschen getötet und das Bauwerk schwer beschädigt wurde, was der russische Präsident Wladimir Putin als “terroristischen Akt” bezeichnete.
Obwohl die ukrainischen Behörden bisher keine Verantwortung übernommen haben, deuteten sie dies immer wieder an. “Alles, was illegal ist, muß zerstört werden, alles, was gestohlen wurde, muß an die Ukraine zurückgegeben werden, alles, was von Rußland besetzt ist, muß vertrieben werden”, schrieb Mykhailo Podolyak, ein Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, letzten Oktober auf Twitter. Der Schlag gegen die Brücke war nicht nur eine Demütigung für die russische Führung – Putin selbst nahm an der Eröffnungsfeier der Brücke im Jahr 2018 teil -, sondern behinderte auch Moskaus Bemühungen, Lieferungen auf die Krim zu bringen. Wie die Moscow Times berichtet, wurde der Fahrzeugverkehr erst im Februar vollständig wiederhergestellt, der Zugverkehr wurde im Mai wieder aufgenommen.
Doch das ist nicht das Einzige. Gekämpft wird noch anders:
Der ukrainische Kulturkampf wird als Exorzismus geführt und richtet sich gegen alles Russische. Er ist längst nach Deutschland übergeschwappt und hat dort willfährige Mitkämpfer in Kultureinrichtungen und Feuilletons gefunden.
„Wir müssen unseren Kindern das Wichtigste weitergeben: unsere Kultur und unsere Waffen“, so spricht im Oktober 2022 der mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnete Serhij Zhadan. Auch die ukrainischen Künstler hätten nun die Pflicht, für ihr Land zu kämpfen. Den Preis erhält Zhadan, so die Jury, „für sein herausragendes künstlerisches Werk sowie für seine humanitäre Haltung“.
In seiner Dankesrede in der Frankfurter Paulskirche lobt der Geehrte die ukrainischen Kämpfer in einem Jargon, bei dem in Deutschland alle Alarmglocken schellen müßten („Die Soldaten sind wie innerlich erleuchteter Stahl: zornig, stark, bissig“), in Russen dagegen sieht er „das totale, enthemmte Böse“, sieht in ihnen nur Verbrecher, Barbaren, Abschaum und Unrat – Letzteres laut leicht irritierter, aber verständnisvoller Frankfurter Rundschau vom 17. Oktober 2022 sogar dreimal. Das aufgeklärte, gebildete und antirassistische Publikum verläßt daraufhin geschlossen den Saal. Stopp! Der letzte Satz stimmt nicht. Tatsächlich erhält Zhadan standing ovations!
Könnte man diese Veranstaltung als kulturelle Zeitenwende bezeichnen? So als habe Zhadan in der Paulskirche durch die Hirne der deutschen intellektuellen Elite gepustet, die sich nun wie erwacht vorkommt und als „genesen“ sieht, so als habe sie allzu lange an Krankheiten wie Toleranz, Völkerverständigungswillen und Entspannungsfantasien gelitten. Unser Kulturmilieu tut jetzt tatsächlich so, als habe es endlich (wieder) begriffen, was und wie der Russe ist. Denn die Rede Zhadans war ja auch, so Jens Uthoff am 24. Oktober 2022 in der taz, „eine Reaktion darauf, was Ukrainern (wie ihm) beschämenderweise noch immer im Westen begegnet – etwa das Unverständnis darüber, daß sie mit einer Sprache des Hasses auf alles Russische reagierten.“
Jawohl, wir sollen uns alle schämen, wenn wir bei ethnischen Pauschalzuschreibungen, genauer: wenn wir bei haßerfüllter rassistischer Völkerkunde zusammenzucken, obwohl sie doch von Ukrainern gelehrt wird!
In der Ukraine selbst ist diese Lehre, die mit extremer Selbstüberhöhung einhergeht, allerdings nicht neu. Der Kampf gegen alles Russische wurde schon lange vor dem Krieg geführt – und nach dem Maidan-Putsch von einem westukrainisch dominierten Regime auch mit Waffen gegen die russischsprachige Bevölkerung im Osten.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder