Sendung 484 vom 15.08.2019
Willkommen liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Ende vergangener Woche jährten sich zum 74. mal die US-amerikanischen Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Hunderttausende Tote und unendliches Leid hat die Menschheit nicht vernünftiger werden lassen und den überwiegenden Teil der US-Amerikaner sowieso nicht. Kein Land der Erde besitzt so viele einsatzbereite Atomsprengköpfe wie die USA und zusätzlich ein so riesiges Arsenal an radioaktiver Munition aus abgereichertem Uran. Hinzu kommt ein geisteskranker und gemeingefährlicher Präsident, der in der Lage ist die Welt jede Minute in den Abgrund zu stoßen. Vielleicht nur deswegen, weil ihm die Pilze vom Vorabend zu schwer im Magen liegen und er sich über irgendeinen seiner Vasallen geärgert hat.
Aber gefährlich sind für die USA immer die Anderen: Iran, China, Russland, Venezuela, Kuba. Die sind zwar für die Menschheit harmlos, betreiben aber eine Alternativpolitik zu den USA und darum werden sie von denen bekämpft.
Nicht deswegen weil sie vielleicht undemokratisch sind und die Menschenrechte verletzen, das sind und tun die USA auch. Jeden Tag und in weit größerem Maße als alle anderen zusammen. Es geht einzig und allein um die weltweite US-amerikanische Vorherrschaft. Imperial und wirtschaftlich, make america great again … Auch wenn das größenwahnsinnig und kriminell ist.
Nehmen wir den Iran. Der hat keine Atomwaffen, hält sich an alle Verträge und droht auch keinem damit sich welche anzuschaffen. Das hat noch nicht mal der frühere Präsident Ahmadinejad getan, es wurde ihm – durch eine Falschübersetzung – nur in den Mund gelegt. Israel „auslöschen“, sie wissen schon.
Trotzdem bekämpfen die USA dieses Land und sein Volk seit Jahrzehnten bis aufs Messer. Und sie opfern dabei wissentlich Menschenleben durch ihre überdrehten Sanktionen oder sonst wie. Und warum? Weil sie Öl haben und sich in ihrem politischen Weg gegen die USA stellen, was ihnen – betrachtet man die Vergangenheit – auch nicht zu verdenken ist.
Nicht sehr weit vom Iran entfernt sind zwei andere Länder, zwei Atommächte, die sich auch schon seit langem immer wieder militärisch bekriegen. Sie, bzw. ihr Handeln, sind eine reale und wirkliche Gefahr, denn irgendwann früher oder später werden sie ihre Atomwaffen einsetzen und millionen unschuldige Menschen dabei töten. Es bedarf dazu nur zwei weitern Tumps: Einen in Indien und einen in Pakistan. Und schon geht die Bombe hoch, im wahrsten Sinne des Wortes.
Stellt sich die Frage warum der selbst ernannte Weltpolizist in diesen beiden Fällen so hörbar still ist! Keinen Ton hört man, keine Wirtschaftssanktionen – nichts! Dabei sind die beiden Länder gerade jetzt dabei, kräftig an der Eskalationsspirale zu drehen.
Indiens hinduistische Regierung hat Jammu und Kaschmir, den einzigen muslimischen Mehrheitsstaat des Landes, am Montag vergangener Woche seines besonderen Verfassungsstatus‘ beraubt. Der bisherige Bundesstaat wurde in zwei Unions-Territorien aufgeteilt. Der eine besteht aus den Provinzen Jammu und Kaschmir, und der andere aus der dünn besiedelten, aber geostrategisch bedeutsamen Region Ladakh.
Durch diese Aktion, die einem Verfassungsputsch gleichkommt, hat Premierminister Narendra Modi von der hindunationalistischen BJP die weitreichende Autonomie aufgehoben, die der Bundesstaat Jammu und Kaschmir gemäß der indischen Verfassung zumindest auf dem Papier bisher genossen hat. Der Status der zwei neu geschaffenen Regierungen soll in Zukunft schwächer sein als derjenige der übrigen 28 Staaten der Indischen Union. Damit kann Neu-Delhi künftig in diesen Gebieten auf Dauer weitreichende Befugnisse ausüben.
Die Entscheidungen vom Montag haben explosive internationale und nationale Auswirkungen. Sie werden die Spannungen mit Pakistan weiter anheizen. Aus Angst vor einer massenhaften Opposition der Bevölkerung gegen ihre Aktionen hat die BJP-Regierung Zehntausende zusätzlicher Soldaten nach Jammu und Kaschmir verlegt, den Zugang zu Internet, Mobiltelefonen und Festnetz eingeschränkt und prominente Oppositionspolitiker verhaftet.
Die Kontrolle über die Gebiete, die den ehemaligen britisch-indischen Fürstenstaat Jammu und Kaschmir umfassen, steht seit 1947 im Mittelpunkt der reaktionären militärisch-strategischen Rivalität zwischen Indien und Pakistan. Im Jahr 1947 wurde Südasien in ein muslimisch geprägtes Pakistan und ein überwiegend hinduistisches Indien aufgeteilt.
Infolge des indo-pakistanischen Krieges 1947–1948 wurden Jammu und Kaschmir selbst aufgeteilt, wodurch die kaschmirischsprachige Bevölkerung in das indisch verwaltete J&K und das zu Pakistan gehörende Azad („Freies“) Kaschmir gespalten wurde. Seitdem schwören beide Länder, sie würden sich den Teil von Jammu und Kaschmir, den das jeweils andere Land verwaltete, „zurückholen“.
Die Aufhebung der Rechtsautonomie von J&K und seine tiefe „Integration“ in die Indische Union sollen die Entschlossenheit Neu-Delhis demonstrieren, den indo-pakistanischen Konflikt zu seinen Bedingungen zu beenden. Der anti-indische Aufstand, der den Staat seit dreißig Jahren erschüttert, soll schnell und blutig beendet werden. Bisher hat eine indische Regierung nach der anderen – ob unter der Leitung der Kongresspartei, der BJP oder einer „Dritten Front“ von Kasten- oder Regionalparteien – auf den Aufstand mit massiver staatlicher Gewalt reagiert. Dazu gehörte es auch, Gegner verschwinden zu lassen, angebliche Aufständische summarisch hinzurichten und Zivilisten zu foltern. Die Repressionskräfte, die Indien in diesem Bundesstaat einsetzt, können es gut und gerne mit denen Israels im Westjordanland aufnehmen: In Kaschmir stehen vierzehn Millionen Einwohnern mehr als eine halbe Million indischer Soldaten und paramilitärischer Kämpfer gegenüber.
Pakistan seinerseits versucht, Nutzen daraus zu ziehen, dass die Regierung in Neu-Delhi unter den Muslimen des Kaschmir-Tals tief verhasst ist. Im Gegensatz zu den säkularen Nationalisten im Kaschmir erhalten die islamistischen Aufständischen Waffen und logistische Unterstützung aus Pakistan. Pakistan hat den USA vorgeworfen, dazu beigetragen zu haben, dass der Konflikt mit Indien eskaliert ist. Der pakistanische Botschafter in den USA, Asad Majeed Khan, sagte, die USA hätten die indischen Luftangriffe vom Dienstag auf Ziele in Pakistan nicht verurteilt. Dies sei als „Unterstützung“ Indiens gewertet worden und habe Indien weiter „ermutigt“.
Pakistan wird auf die Indische Provokation reagieren. Hier ist ein weiterer militärischer Konflikt in Sicht, der von allen anderen am ehesten atomar eskalieren kann.
Wie bereits vor den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts brennen zur Zeit die verschiedensten Konfliktherde. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich diese zu einem globalen Flächenbrand ausweiten. Dieser jedoch könnte das Ende der Menschheit einläuten.
Dagegen muss endlich aufgestanden werden und zwar zusammen mit all den vielen, die zur Zeit noch schlafen.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder.