Sendung 464 vom 07.02.2019
Willkommen liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Heute wollen wir uns ein weiteres Mal mit der aktuellen Situation in Venezuela beschäftigen und vor allem mit der Rolle, die die USA dabei spielen.
In den Leitmedien wird viel über die katastrophale wirtschaftliche Situation in Venezuela gesprochen und der Buhmann ist schnell ausgemacht: Nicolas Manduro und seine Regierung. Doch so einfach ist es nicht. Der eigentliche Grund sind die USA und ihre brutalen Wirtschaftssanktionen gegen das Land.
Amerika versucht die Kontrolle über Venezuela zu erlangen, weil es an der strategischen Schnittstelle der karibischen, südlichen und mittelamerikanischen Zone liegt. Seit dem Amtsantritt von Hugo Chavez haben die Vereinigten Staaten versucht, die sozialistische Bewegung Venezuelas durch Sanktionen, Putschversuche und die Finanzierung der Oppositionsparteien zu stürzen.
Darüber hinaus besitzt dieses Land die weltweit größten Erdölreserven. Es geht den USA also in keiner Weise um Demokratie, sondern einzig und allein um Macht, Einfluss und natürlich Öl! Mit Milliardenwerten an Bodenschätzen und den größten Erdölreserven sollte Venezuela nicht nur reich sein, sondern vor allem auch sein Volk. Aber die Nation ist im Wesentlichen pleite, weil amerikanische Sanktionen sie vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten haben und die Wirtschaft Milliarden gekostet. Ohne Sanktionen könnte sich Venezuela leicht erholen und die nötigen Kredite zu erhalten, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Denn, wie aktuell auch bei anderen Ländern wie Russland, Iran oder China, setzen die USA auch hier auf ihre Wirtschaftssanktionen. In den letzten fünf Jahren haben die amerikanischen Sanktionen Venezuela von den meisten Finanzmärkten abgeschnitten, was zu einem Einbruch der lokalen Ölproduktion geführt hat. Infolgedessen erlebte Venezuela den größten Rückgang des Lebensstandards in der lateinamerikanischen Geschichte.
Um diese durchzusetzen, erpressen sie Vasallenstaaten wie die Mitgliedsländer der EU, diese mit umzusetzen. Amerikanische Wirtschaftssanktionen waren (und sind) das schlimmste Verbrechen gegen die Menschheit seit dem Zweiten Weltkrieg. Amerikas Wirtschaftssanktionen haben mehr unschuldige Menschen getötet als alle nuklearen, biologischen und chemischen Waffen, die jemals in der Menschheitsgeschichte eingesetzt wurden.
Ein Beispiel für diese Aussage sind die Sanktionen, die Bill Clinton während seiner Präsidentschaft gegen den Irak eingesetzt hat. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen starben aufgrund dieser Sanktionen 1,7 Millionen Iraker, davon 500.000 Kinder! Darauf angesprochen antwortete Außenministerin Madeleine Albright: „Ich denke, das ist eine sehr schwierige Wahl, aber der Preis – wir denken, der Preis ist es wert.“. 1,7 Millionen Tote sind durch nichts zu rechtfertigen und die Politik der USA ist verbrecherischer Völkermord. Nicht nur in diesem Fall, sondern auch in allen ähnlich Gelagerten. Hier zeigt sich das wahre Gesicht des kapitalistischen „Wertesystems“.
Ein weiteres Beispiel ist Libyen. Gaddafi nutze den Ölreichtum seines Landes zur Verbesserung der Lebensverhältnisse seines Landes. 1967 erbte Oberst Gaddafi eine der ärmsten Nationen Afrikas. Als Gaddafi jedoch ermordet wurde, hatte er Libyen zur reichsten Nation Afrikas gemacht. Sein Fehler war die Abkehr vom US-Dollar basierten Ölhandel als Zahlungsmittel. Er wollte eine afrikanische Zentralbank realisieren, inklusive einem Handel in einer afrikanischen Währung.
Doch dies können die USA nicht zulassen. Der Ölhandel in US-Dollar ist für die USA existenziell. Um zu verstehen, warum Amerika einen wirtschaftlichen Krieg gegen Länder wie Venezuela oder auch den Iran führt, muss man das sogenannte „Petrodollar-System“ verstehen. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein war der Geldwert an Gold gebunden. Wenn Banken Geld verliehen, konnten sie das nur in der Höhe der Goldreserven des Landes tun. Aber 1971 hat der amerikanische Präsident Richard Nixon diese Bindung aufgehoben. Nixon und Saudi-Arabien kamen zu einem Öl-für-Dollar-Abkommen, das den Lauf der Geschichte ändern und die Ursache für unzählige Ölkriege werden sollte. Im Rahmen dieses Petrodollar-Abkommens konnte Saudi-Arabien nur in US-Dollar sein Öl verkaufen. Das saudi-arabische Königreich hat dann wiederum sichergestellt, dass seine Ölgewinne wieder in US-amerikanische Staatsanleihen und an amerikanische Banken fließen. Im Gegenzug versprach Amerika, dem Regime der saudischen Königsfamilie militärischen Schutz und vor allem militärische Rüstungsgüter.
Es war der Beginn von etwas wirklich Großartigem für Amerika. Dieses Abkommen war der Schlüssel zum Aufstieg der Vereinigten Staaten als einzige Supermacht der Welt. Amerikas Kriegsmaschine dient vor allem dem Schutz des Zugriffs der USA auf die weltweiten Ölvorkommen. In den letzten zwei Jahrzehnten haben der Irak, der Iran, Libyen und Venezuela gedroht, ihr Öl in anderen Währungen zu verkaufen. Infolgedessen wurden sie alle durch Sanktionen der USA lahmgelegt.
Im Laufe der Zeit breitete sich das Petrodollar-System über das Öl hinaus aus und der US-Dollar wurde langsam aber sicher zur sogenannten Reservewährung für den weltweiten Handel mit den meisten Waren und Gütern. Dieses System erlaubt es Amerika, seine Position der Dominanz als einzige Supermacht der Welt aufrechtzuerhalten, obwohl es eine unglaubliche Verschuldung von 23 Billionen US-Dollar gibt. Eine Abkehr von diesem System würde für die USA also den wirtschaftlichen Zusammenbruch bedeuten. Seit 1980 haben sich die Vereinigten Staaten stetig vom Status des höchsten Gläubigerlandes der Welt zum am stärksten verschuldeten Land der Welt entwickelt. Dank der großen künstlichen Nachfrage des Petrodollar-Systems nach US-Dollars kann Amerika die Expansion des Militärs exponentiell fortsetzen, Defizite auf Rekordniveau bringen und die Ausgaben ungehemmt ausbauen.
Im September 2017 machte Präsident Maduro den Fehler, das Versprechen seines Vorgängers Hugo Chavez umzusetzen und die Ölverkäufe nicht mehr in US-Dollar, sondern in Yuan durchzuführen. Wochen später unterschrieb Trump eine Reihe verbrecherischer Sanktionen gegen die Menschen in Venezuela.
Donald Trump hat gerade Elliot Abrams als US-Sonderbeauftragten für Venezuela ernannt, der Lateinamerika betreffend über eine lange und bewegte Geschichte verfügt. Abrams bekannte sich schuldig, den Kongress über die Iran-Contra-Affäre belogen zu haben. Dies war der schlimmste Skandal in der Reagan-Ära. Abrams wurde später von George Bush Senior begnadigt. Amerikas neuer Spitzenmann in Venezuela hat auch über den größten Massenmord in der jüngeren lateinamerikanischen Geschichte durch ausgebildete US-Streitkräfte in El Salvador gelogen.
Nichts ist undemokratischer und verbrecherischer als ein Staatsstreich wie ihn die USA gerade in Venezuela versuchen und in anderen Ländern praktiziert haben. Ein Berichterstatter des UN-Menschenrechtsrats, Alfred de Zayas, wies darauf hin, dass das Ziel Amerikas in Venezuela darin besteht, „diese Regierung zu zerschlagen und eine neoliberale Regierung einzusetzen, die alles privatisiert und ausverkauft.
Amerikas Exporte wurden früher in Amerika hergestellt. Heute ist Amerikas größter Export der US-Dollar. Jede Nation wie Venezuela, die diesen Export bedroht, trifft auf Amerikas zweitgrößten Export: das Militär und seine Kriegswaffen, vor allem aber Sanktionen mit ihren ebenfalls massenvernichtenden Wirkungen.
Diesem System und seine bösartigen Beteiligten gilt es Widerstand entgegenzusetzen. Für Humanität und gegen weniger Leiden auf der Welt.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder.