Sendung 395 vom 18.11.2016
Hallo liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
In den USA haben Wahlen stattgefunden. Und dies hat uns dazu bewogen, unsere Urlaubspause eine Woche früher zu beenden um diese Sondersendung zu produzieren.
Das Warten auf die Präsidentenwahlergebnisse Amerikas 2016 war ein Erkenntnisabenteuer unheimlicher Art. Monate lang haben zwei durchaus System- und Kapital treue Kandidaten die Welt durch ihre Auftritte, Äußerungen, ungeniert nicht inhaltliche und programmatische Wenden und demagogische wie auch populistische Rhetorik auf einer subtilen Weise in Schach gehalten. Diese Periode wurde mit Fakten, Verfälschungen, Attacken und Verleumdungen derartig gefüllt und belastet, dass nach und nach der eigentliche Sinn und Anlass abhanden gekommen war. Allmählich wuchs aus einem fürwahr ernst zu nehmenden Wahlkampf im hochkapitalistischem Land Amerika ein verbaler Schlachthof prekären Charakters mit Millionen Zuschauern fast nach den alten Regeln und Bildern eines Gladiatorenkampfes auf römischen Arenen. Die Hauptdarsteller dieses Kampfes gehören jedoch keineswegs dem Stand der Gladiatoren an. Ganz im Gegenteil die gehören zum Stand der Herrschenden. Allem Schein nach befindet sich die neoliberale Epoche in tieferer Krise als bisher wahrgenommen.
Das Resultat „Trump“ könnte daher auch keine zufällige Panne, gar eine Wahlschwindelei sein. Ja liebe Zuschauerinnen Trump verkörpert den Präsidenten der vereinigten Staaten Amerikas im 21. Jahrhundert als ein sich in Zuwachs befindliches Phänomen mit Vorläufer-Exemplaren wie Silvio Berlusconis, George Busch Junior, Nicolas Sarkozy in westlicher Hemisphäre und manche Ihresgleichen in südlicher und östlicher Erdkugel. Deshalb ist er ein Phänomen und man sollte dem eine besondere Aufmerksamkeit zumessen. Einerseits ist er ein Vertreter des herrschenden Kapitals und der Konzerne, andererseits ist er der personifizierte Versuch, der das ihm vertraute und beherzigte System um jeden Preis zu retten versucht. Er ist, könnte man sagen, nach dem harten und kalten Sprung des Kapitals in eine globalisierter Welt, deren Austeritätspolitik, Kriegstreiberei, Raub und Fang alles Lebenden und Vorhandenen willens Profitsteigerung und Monopolisierung jedweder Ressourcen die karikierte demaskierte Imperatve und deren Sicherstellung. Das ist die Zersplitterung dessen, was jeh zur Erhaltung und Entfaltung des Marktes und des Kapitals nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht demokratisch und vor allem zum unilateralen Interesse der USA zusammengetragen wurde um den höchsten Profit und die Einigung und Kontrolle über natürliche und materielle Ressourcen binnen kürzester Zeit zu erzielen.
Seit Jahrzehnten bestechen US-Wahlkämpfe durch ein hirnloses und völlig sinnfreies Showbrimborium, dessen Sinn darin zu bestehen scheint die Wähler von eventuellem Nachdenken abzuhalten und mit showmäßigen Äußerlichkeiten zu beeindrucken, wie es in der US-Gesellschaft nun mal üblich ist. Da hat Trump dann noch einen drauf gesetzt und ganz tief in die rechtspopulistische Trickkiste gegriffen.
Und dies ja offensichtlich mit Erfolg, denn vergessen wir nicht, dass ihm knapp 50% der US-Wähler ihre Stimme gegeben haben. Das sind zum einen alle abgehängten des neokapitalistischen Systems in den USA und zum anderen diejenigen, die in Hillary Clinton das größere der beiden Übel sahen. Denn sie stand eben nicht für soziale Gerechtigkeit oder für eine friedliche Außenpolitik. Genau das wäre aber als Gegenpart zum nationalistische und rassistische Stimmungen schürenden Trump notwendig gewesen und in diesem Sinn wäre Bernie Sanders sicher der bessere Kandidat gewesen.
Interessant ist auch die Reaktion der Medien, weltweit. Wurde nach der ersten Wahl von Obama zum Präsidenten dieser quasi als neuer Heilsbringer und Messias verehrt, gekürt und vorab schon mal mit dem Friedensnobelpreis bedacht, verfährt man bei Trump genauso, wenn auch gegenteilig. Er ist vorab schon mal der Satan und das Böse schlecht hin.
Diese Aufstachelung erzielt auch prompt die gewünschte Wirkung und es kommt zu US-weiten, teils von Seiten von Polizei und auch der Demonstranten gewalttätigen, Protesten.
Vergessen wird dabei, dass sich Obama im Nachhinein eben nicht als Friedens- und Antifoltermessias herausgestellt hat, sondern zum Großteil noch schlimmer verfahren ist als seine Vorgänger.
Und genauso wenig kann man sagen was die Welt zukünftig von Trump zu erwarten hat!
Das seine bisher gemachten Äußerungen im Wahlkampf sowie vor allem seine Vergangenheit als hocherfolgreicher Immobilienhai und Wirtschaftstycoon einen eher pessimistisch stimmen können und müssen ist dabei allerdings selbstverständlich.
Brisant ist auch die Tatsache, dass europäische Faschisten wie die AfD, der Front National oder die niederländische Partij voor de Vrijheid gestärkt aus den US-Wahlen hervor zu gehen scheinen und sollte sich dies in Zukunft bestätigen, eine höchst gefährliche Entwicklung ihre Fortführung findet.
Doch man muss auch einige Kritiker näher betrachten. Scharfe Kritik kam von verschiedenen Wirtschaftspolitikern und rechts / neoliberalen Kampfblättern wie der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Die Welt“ oder „Focus“. Ihre gemeinsame Aussage war, dass Trump Importe in die USA einschränken könnte und dass damit die deutsche Exportwirtschaft geschwächt wird. Auch seine negativen Positionen zum Freihandel werden hier als Kritikpunkt dargelegt. Dies alles schade Deutschland, da sein Wirtschaftswachstum maßgebend vom Export abhängt.
Hier drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob es manchem Kritiker weniger um humanistische Werte geht, als darum deutsche Wirtschafsinteressen sowie das neokapitalistische und menschenfeindliche Ausbeutersystem der Gegenwart in Gefahr geratend und als schützenswert anzusehen!
Auch Kriegsministerin von der Leyen meldete sich unverzüglich zu Wort und forderte zukünftig „mehr Verantwortung“. Sprich noch mehr weltweite Kriegseinsätze zur Stärkung deutschen Einflusses und deutscher Interessen sowie vor allem noch mehr Geld für den deutschen Kriegsetat!
Zu denken geben muss einem aber vor allem die Kritik Jean Claude Junkers mit seinen Aussagen (wir zitieren): „Ich denke, wir werden zwei verlorene Jahre haben, bis Herr Trump durch die Welt gereist ist, die er nicht kennt“, „Wir müssen dem designierten Präsidenten beibringen, worauf Europa beruht und nach welchen Prinzipien Europa funktioniert“ und natürlich seine in Richtung Drohung gehende Aussage „Wir werden ihn kennenlernen – er uns aber auch“. Kann es sein das da jemand aus der EU-Bürokratie etwas größenwahnsinnig geworden ist?
Es wird sich zeigen, was die Zukunft bringt. Sicherlich nichts Besseres solange dieses alles überlagernde Wirtschaftssystem besteht. Die Frage stellt sich jedoch wovor die Welt größere Angst haben muss vor Trump oder vor neoliberalen Wirtschaftshardlinern.
Eine riesengroße Gefahr stellen jedoch beide da!
Wir sehen uns nächste Woche, dann zur gewohnten Sendezeit, wieder.