Sendung 349 vom 16.04.2015
Hallo liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
In der heutigen Sendung berichten wir über die Feierlichkeiten anlässlich des 70. Jahrestages zur Befreiung des KZ Buchenwald.
Im Juli 1937 lässt die SS auf dem Ettersberg bei Weimar den Wald roden und errichtet ein neues Konzentrationslager. Mit dem Lager sollen politische Gegner bekämpft, Juden, Sinti und Roma verfolgt sowie „Gemeinschaftsfremde“, unter ihnen Homosexuelle, Wohnungslose, Zeugen Jehovas und Vorbestrafte, dauerhaft aus dem deutschen „Volkskörper“ ausgeschlossen werden. Die SS zwingt sie zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie. Am Ende des Krieges ist Buchenwald das größte KZ im Deutschen Reich.
Die Amerikaner erreichen das Konzentrationslager Buchenwald im April 1945. Nach der Flucht der SS besetzen Häftlinge des Lagerwiderstandes noch während der Kämpfe die Türme und übernehmen die Ordnung und Verwaltung des Lagers. 21.000 Häftlinge erleben ihre Befreiung und die Ankunft der US-Armee.
Mit etlichen Veranstaltungen ist am Wochenende der 70. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora begangen worden. Ehemalige Häftlinge haben zum Widerstand gegen eine neue Welle von Rassismus in Europa aufgerufen. Zu den Feierlichkeiten waren rund 80 Buchenwald-Überlebende aus aller Welt und drei an der Lagerbefreiung beteiligte US-Veteranen nach Weimar gekommen. Einige der hochbetagten Gäste trugen bei der ergreifenden Zeremonie alte Häftlingsuniformen. Manche wagten zum ersten Mal überhaupt den Weg zurück an den Ort ihres unfassbaren Leidens.
Zwischen 1937 und 1945 waren in dem Konzentrationslager bei Weimar rund 250.000 Menschen inhaftiert, mehr als 50.000 von ihnen wurden von den Nazis ermordet oder kamen auf andere Weise ums Leben.
Am Vormittag des 11. April 1945 hatten US-Soldaten den Ettersberg bei Weimar erreicht und lieferten sich Gefechte mit SS-Wachmannschaften. Diese flohen. Gegen 15.00 Uhr übernahmen bewaffnete Widerstandsgruppen aus den Reihen politischer Häftlinge die Kontrolle über das Lager und gingen ihren Befreiern entgegen.
Im Lager waren noch etwa 21.000 Menschen, darunter 904 Kinder und Jugendliche. Die SS hatte in den letzten Kriegstagen – auch noch am 11. April – Zehntausende Häftlinge vor den heranrückenden Alliierten auf »Todesmärsche« getrieben. Tausende starben so kurz vor der Befreiung.
Mit einer Schweigeminute hatten bereits am Samstag etwa 80 Überlebende um 15.15 Uhr – dem Zeitpunkt der Befreiung vor 70 Jahren – ihrer toten Kameraden gedacht. Auf dem ehemaligen Appellplatz hinter dem Tor mit der zynischen Aufschrift »Jedem das Seine« legten die Überlebenden weiße Rosen und rote Nelken nieder. An der Gedenkminute nahmen am Samstag auch viele Thüringer und Besucher der Gedenkstätte teil.
Am Sonntag gab es hier, auf dem ehemaligen Appellplatz, wo sich zwischen 1937 und 1945 hinter 250 000 Menschen das Tor zur Hölle schloss, eine große Gedenkveranstaltung mit einer Kranzniederlegung. Mehr als 2000 Besucher kamen zu diesem Festakt. Dabei erneuerten Überlebende den „Schwur von Buchenwald“, mit dem sich die befreiten Häftlinge am 19. April 1945 zum Aufbau einer neuen Welt des Friedens verpflichtet hatten.
Es sprachen hier:
Bertrand Herz
Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos
Marko Max Feingold
Überlebender der Konzentrationslager Auschwitz, Buchenwald, Dachau und Neuengamme
Günter Pappenheim
Erster Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos
Ivan Ivanji
Schriftsteller, Diplomat und Überlebender der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald
(verlesen von Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora)
Den Wortlaut der Reden können sie auf der eingeblendeten Homepageadresse der Gedenkstätte Buchenwald nachlesen.
Wir sehen uns zur nächsten Sendung wieder.